Republikaner-Weltbild: Feinde oder Feiglinge

Aktualisiert

Republikaner-Weltbild: Feinde oder Feiglinge

Der Wahlparteitag der US-Republikaner ist ein einziger Ruf nach dem starken Mann. Nicht nur der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani beschwor am Montagabend immer wieder das Bild einer von Feinden und Feiglingen umgebenen USA.

In diesen kriegerischen Zeiten brauche es einen «verlässlichen», «starken und visionären Führer» wie Präsident George W. Bush und keinen unzuverlässigen Zeitgenossen wie den Demokraten John Kerry. «Gott sei Dank ist George Bush unser Präsident».

Diesen Satz wiederholte Giuliani immer wieder. Der Beginn des Parteitags räumte auch die letzten Zweifel beiseite: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten wird die Aussenpolitik den Kampf um das Weisse Haus dominieren.

Instrumentalisiertes Trauma

Schon der erste Tag zeigte den roten Faden der perfekten Parteikonvents-Inszenierung im Madison Square Garden: Das amerikanische Trauma der Anschläge vom 11. September 2001 wird immer wieder als Schlüsselerlebnis und Begründung für die kriegerische Bush-Politik beschworen.

«Der schlimmste Angriff auf die USA in unserer Geschichte» habe eine offensive Antwort erfordert, so Senator John McCain. Bewegte, aufwühlende Reden von Angehörigen der Anschlagsopfer gaben dem politischen Thesen die wichtige emotionale Rückendeckung.

«Mein Mann rannte in das World Trade Center, aber er kam nicht mehr heraus», schilderte mit leiser Stimme Tara Stockpile das Schicksal ihres Mannes, der als Feuerwehrmann am Anschlagsort war. Solche Auftritte enthielten eine klare Botschaft: die Sehnsucht nach einem starken Mann, der auf den Schrecken eine Antwort hat.

Während die Demokraten vor vier Wochen auf ihrem Parteitag in Boston immer wieder die Erinnerung an den Vietnamkrieg weckten, um die Führungsqualitäten Kerrys zu belegen, stellen die Republikaner Bush als den Mann hin, der «mutig und ohne Rücksicht auf die öffentliche Meinung» (McCain) den Krieg gegen den Terrorismus in die Welt trägt, damit die USA sicherer werden.

Verbale Prügel für alte Verbündete

Besondere verbale Prügel bezogen alte Verbündete wegen ihrer aus Sicht von Republikanern gefährlichen Beschwichtigungspolitik gegen Terroristen und islamische Extremisten. Vor allem die Deutschen, die Franzosen und sogar die Italiener, die in Irak an der Seite von Bush stehen, standen am Pranger.

Mit lauten Buhrufen äusserten die Delegierten ihr Missfallen, als Giuliani in seiner kämpferischen Rede erwähnte, dass Deutschland 1972 drei Terroristen nach wenigen Monaten freigelassen hatte, die für den Anschlag auf Israels Olympiamannschaft in München verantwortlich waren.

Auch Italien habe Terroristen laufen lassen. Besonders oft wurde Frankreichs Haltung zum Irakkrieg kritisiert. Dabei ging fast unter, dass Bush offensichtlich zumindest wahltaktisch einen Fehler gemacht hatte. Seine Äusserung, ein vollständiger Sieg über den Terrorismus sei nie möglich, griff die Opposition dankbar auf. (sda)

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