«Lost» zwingt Obama in die Knie

Aktualisiert

Lage der Nation«Lost» zwingt Obama in die Knie

US-Präsident Barack Obama hätte mit seiner Rede zur Lage der Nation beinahe den Start zur letzten Staffel der Kultserie «Lost» torpediert. Nach einer Protestkampagne im Internet lenkte das Weisse Haus ein.

von
pbl

In der Regel findet die sogenannte «State of the Union»-Rede des US-Präsidenten vor dem Kongress am letzten Dienstag im Januar statt. Barack Obama jedoch plante, sie erst am 2. Februar zu halten. Bis dann sollte das Parlament seine Gesundheitsreform verabschieden, hoffte er. Nach dem unerwarteten Sieg der Republikaner bei der Senatsnachwahl befindet sich die Reform jedoch wieder im Schwebezustand.

Allerdings war das Weisse Haus bereits zuvor vom 2. Februar abgerückt. Denn genau an diesem Abend plante der TV-Sender ABC ein dreistündiges Premierenspecial zum Start der letzten Staffel von «Lost». Die Kultserie hat in den USA rund 16 Millionen Zuschauer, die der Auflösung des vertrackten Mystery-Epos entgegenfiebern. Weil die Präsidentenrede für die grossen Sender zum Pflichtprogramm gehört, hätte der Start verschoben werden müssen.

Kollision mit «American Idol»

Eine Protestwelle im Internet war die Folge, auf Facebook bildeten sich Gruppen wie «Americans Against the State of the Union on the Same Night als LOST». Die Aussicht auf Millionen verärgerter Fans liess das Weisse Haus schleunigst umkippen. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Präsident Millionen Amerikaner enttäuschen wird, die endlich die Auflösung von ‚Lost' erfahren wollen», sagte Pressesprecher Robert Gibbs.

Die Rede wurde auf den 27. Januar vorverschoben – und beinahe hätte Obama erneut zahlreiche TV-Junkies verärgert, denn die Ansprache wäre mit «American Idol» kollidiert, der US-Version von «MusicStar». In diesem Fall zeigte sich der Sender Fox flexibel: «American Idol» wird um eine Stunde vorverlegt, auf 20 Uhr Ostküstenzeit. Wodurch der Präsident wie geplant von 21 bis 23 Uhr zum Volk sprechen kann.

«Yes, I get it»

Inhaltlich wird sich Barack Obama in erster Linie auf die Ankurbelung der Konjunktur und die hohe Arbeitslosigkeit konzentrieren. Hinzu kommen wie bereits angekündigt ein harter Sparkurs bei den Staatsausgaben und Steuererleichterungen für den Mittelstand. Projekte wie die Gesundheitsreform und der Klimaschutz hingegen rücken in den Hintergrund – eine Lehre aus dem Debakel von Massachusetts.

Aussenpolitisch werden die nationale Sicherheit angesichts der Kämpfe in Afghanistan und Pakistan sowie der Atomstreit mit dem Iran und Nordkorea im Mittelpunkt stehen. Auch aktuelle Grossereignisse wie die Hilfe für die Erdbebenopfer in Haiti werden nicht unerwähnt bleiben. In jedem Fall aber wird Obamas Botschaft an die Menschen lauten: «Yes, I get it» - ja, ich habe kapiert, worum es euch geht. (pbl/dapd)

Deine Meinung zählt