KFOR übernimmt Grenzübergang

Aktualisiert

Konflikt im KosovoKFOR übernimmt Grenzübergang

Nach den Ausschreitungen am Grenzübergang Jarinje zwischen Serbien und Kosovo, der von einer gewaltbereiten Meute niedergebrannt worden war, haben dort jetzt KFOR-Truppen die Kontrolle übernommen.

von
jam

Pristina Soldaten der NATO-Truppe KFOR haben die Kontrolle über den verwüsteten Grenzübergang Jarinje im Norden des Kosovo übernommen. Auch am Grenzübergang Brnjak habe die KFOR «Kommando und Verantwortung» übernommen, teilte die Kosovo- Schutztruppe am Donnerstag mit.

An den beiden Grenzübergängen zu Serbien dürften nur noch kleine Privatfahrzeuge passieren. Diese würden nach versteckten Waffen oder illegalen Waren durchsucht.

Die kosovarische Regierung bestätigte, die KFOR habe die «vollständige» Kontrolle über den Norden des Landes übernommen, einschliesslich der beiden Grenzübergänge. Am Mittwochabend hatten dutzende offenbar serbische Jugendliche den Grenzposten Jarinje mit Molotow-Cocktails in Brand gesetzt.

KFOR beschossen

Nach Angaben der KFOR schossen sie auch auf polnische NATO- Soldaten in der Nähe. Zudem wurde ein kroatischer KFOR-Helikopter beschossen. Die Nacht verlief laut der kosovarischen Regierung bis auf «vereinzelte Spannungen» weitgehend ruhig.

Im Kosovo kommt es zwischen Kosovo-Albanern und der serbischen Minderheit immer wieder zu Auseinandersetzungen, insbesondere im Norden des Landes, wo fast ausschliesslich Serben leben. Auslöser der jüngsten Unruhen ist ein Importverbot für serbische Waren.

Am Montag hatte die Regierung eine Spezialeinheit der Polizei an die beiden Grenzposten geschickt, um das Verbot durchzusetzen. Bislang waren diese von der serbischen Minderheit kontrolliert worden, die das Verbot nicht akzeptiert.

Nach dem Eintreffen der Spezialeinheit kam es zu Zusammenstössen, bei denen ein kosovarischer Polizist getötet wurde. Am Mittwoch wurde die Spezialeinheit wieder abgezogen und amerikanische KFOR- Soldaten griffen ein.

Serbien erkennt die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo vom Februar 2008 nicht an und betrachtet der Kosovo als eigene Provinz. Deshalb hat Serbien bereits damals ein Importverbot für Waren aus dem Kosovo erlassen, weil es den Zollstempel des Kosovo nicht anerkennt.

Thaci: Kein Kompromiss

Der serbische Präsident Boris Tadic appellierte am Donnerstag an seine Landsleute, auf Gewalt zu verzichten. Der Regierungschef des Kosovo, Hashim Thaci, wiederum beschuldigte die Regierung in Serbien, hinter der Gewalt zu stecken. Dagegen sagte ein Sprecher der serbischen Regierung: «Belgrad steckt nicht dahinter.» Verantwortlich sei eine gut organisierte «Gruppe von Extremisten».

Thaci sagte im Parlament in Pristina, dass «Recht und Ordnung im Norden um jeden Preis» durchgesetzt würden. Es werde «keinen Kompromiss» geben. Auf Betreiben Serbiens wiederum wollte sich der UNO-Sicherheitsrat noch am Donnerstag mit der Krise befassen.

KFOR zwischen den Fronten

Zwischen den Streithähnen versucht die KFOR zu vermitteln. Ihr Chef, der deutsche General Erhard Bühler, traf sich in den vergangenen Tagen mit Vertretern beider Seiten.

Am Mittwoch flog ein Super Puma Helikopter des Schweizer KFOR- Kontingents SWISSCOY Bühler zu einem Treffen am Grenzposten Jarinje. Wie SWISSCOY-Sprecher François Furer am Donnerstag sagte, verliefen Hin- und Rückflug ohne Zwischenfälle. Allerdings ging nur wenige Stunden danach der Grenzposten in Flammen auf.

Gemäss Furer befinden sich derzeit 21 der 216 Schweizer Soldaten und Soldatinnen im Norden des Landes. Sie seien dort ständig stationiert. «Keiner der Schweizer Soldaten ist aber in Schiessereien oder andere prekäre Situationen geraten», sagte Furer der Nachrichtenagentur sda.

Der Grossteil der 21 Schweizer Soldaten wird in zwei Teams eingesetzt. Deren Aufgabe sei es, «Auge und Ohr» der KFOR-Führung zu sein, sagte Furer. Die Soldaten sind in Geländefahrzeugen unterwegs und stehen in Kontakt mit Vertretern beider Seiten.

TV-Journalisten müssen vor der gewaltbereiten Menge fliehen:

(Video:Youtube/TelevizijaSrbije) (jam/sda)

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