Abhöraffäre: Wanze in Wohnung eines Stern-Journalisten entdeckt

Aktualisiert

Abhöraffäre: Wanze in Wohnung eines Stern-Journalisten entdeckt

Die Affäre um die Bespitzelung von Journalisten durch den deutschen Geheimdienst zieht immer weitere Kreise: In der früheren Hamburger Wohnung eines «Stern»-Journalisten ist ein Gerät für Lauschangriffe entdeckt worden.

Wie das Hamburger Magazin am Dienstag vorab berichtete, wurde das Bauteil mit der technischen Bezeichnung «Eton 23» im Sommer 2005 von einem Techniker der Telekom aufgespürt, als dieser einen schnellen Internet-Zugang schalten wollte. In der Wohnung hatte bis Anfang 2003 der «Stern»-Autor Hans Peter Schütz gewohnt, der sich häufig mit Waffengeschäften und Aktivitäten des Bundesnachrichtendiensts (BND) beschäftigt hatte.

Der «Stern» liess das kleine rote Bauteil von einem Spezialinstitut für Lauschabwehr überprüfen, das auch ehemalige Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes beschäftigt. Die Expertise habe ergeben, dass das Gerät «ohne den Anschluss eines weiteren Verbrauchers, zum Beispiel einer Wanze», keinen Sinn mache, heisst es in dem Bericht des Magazins. «Die Handschrift eines Geheimdienstes ist nahe liegend», habe das Gutachten befunden. Eine Wanze sei bei der weiteren Durchsuchung der Wohnung jedoch nicht mehr gefunden worden.

Eine Anfrage des «Stern» bei der G-10-Kommission des Bundestages, die legale Abhörmassnahmen kontrolliert, brachte den Angaben zufolge keine Aufklärung. Kanzleramtsminister Thomas de Maizière habe Schütz mitgeteilt, dieser sei «zu keiner Zeit Ziel einer Überwachungsmassnahme des BND gewesen». Der frühere BND-Chef August Hanning habe Schütz im Beisein eines Hamburger Verfassungsschützers erklärt: «Ein Lauschangriff ist definitiv auszuschliessen.» Der BND habe «nie Telefonüberwachung gemacht». (dapd)

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