Russen bombadieren Georgien

Aktualisiert

Krieg um SüdossetienRussen bombadieren Georgien

Die georgische Regierung meldet, dass Georgien von russischen Kampfflugzeugen bombadiert wurde. Georgische Truppen haben ihrerseits die Hauptstadt Zchinwali der abtrünnigen Region Südossetien eingenommen. Hunderte Zivilsten sollen bei den Kämpfen getötet worden sein. In der Kaukasusregion droht der Konflikt zu einem Krieg zu eskalieren.

Russische Kampfflugzeuge haben nach Angaben der georgischen Regierung am Freitag georgische Stützpunkte bombardiert. Das Aussenministerium in Tiflis teilte mit, es habe bei dem Angriff in Bolnissi Opfer gegeben. Zudem seien mehrer georgische Militärflugzeuge zerstört worden. Der Fernsehsender Rustawi 2 berichtete, es habe vier Tote und fünf Verwundete auf dem Luftwaffenstützpunkt Marneuli gegeben.

Grossoffensive gestartet

Georgische Truppen starteten am Freitag eine Grossoffensive zur Rückeroberung der seit 16 Jahren abtrünnigen Region, die enge Beziehungen zu Russland unterhält. Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin kündigte daraufhin Vergeltung an. Wenige Stunden später rückten russische Panzer in Südossetien ein. Augenzeugen berichteten von hunderten Toten infolge der heftigen Kämpfe.

Der georgische Präsident Michail Saakaschwili ordnete die allgemeine Mobilmachung und die Einberufung von Reservisten an. Später erklärte Integrationsminister Temur Jakobaschwili, die südossetische Hauptstadt Zchinwali sei eingenommen worden. Dies widersprach den Angaben der Separatisten, die betonten, sie hätten weiterhin die volle Kontrolle über die Stadt. Viele Häuser in Zchinwali stünden jedoch in Flammen. Die Region werde mit Kampfflugzeugen, schwerer Artillerie und Raketen angegriffen.

Georgien meldete seinerseits den Abschuss von vier russischen Kampfflugzeugen über georgischem Gebiet. Saakaschwili warf Russland vor, georgische Orte und Einrichtungen gezielt bombardiert zu haben, wobei mindestens sieben Menschen verletzt worden seien. Die Regierung in Moskau wies dies zurück und bezeichnete die georgische Offensive als «schmutziges Abenteuer».

Krankenhaus in Zchinwali geschlossen

Russland bestätigte allerdings, dass seine Truppen in Südossetien verstärkt worden seien. Präsident Dmitri Medwedew erklärte, er sei verpflichtet, das Leben russischer Bürger überall zu schützen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden bei den heftigen Kämpfen auch zehn russische Soldaten der in Südossetien stationierten Friedenstruppe getötet.

Georgien kündigte am Freitagnachmittag eine dreistündige Feuerpause an, um die Evakuierung von Zivilpersonen zu ermöglichen. Zuvor hatte das Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) beide Seiten aufgefordert, einen Korridor für Rettungstransporte zu öffnen. Die IKRK-Sprecherin in Tiflis, Maia Kardowa, erklärte, angesichts der Kämpfe sei das wichtigste Krankenhaus in Zchinwali geschlossen worden. Dies sei sehr beunruhigend, weil nun keine Notversorgung von Verwundeten sichergestellt sei.

Weltgemeinschaft fordert Ende der Kämpfe

Die internationale Gemeinschaft forderte Georgien und Russland auf, den Konflikt friedlich beizulegen. Die Europäische Union und die NATO verlangten eine sofortige Einstellung der Kämpfe. Bundeskanzlerin Angela Merkel rief die Konfliktparteien zu grösster Besonnenheit und Zurückhaltung auf. Bundesaussenminister Frank-Walter Steinmeier unterbrach seinen Urlaub und führte Telefongespräche mit Saakaschwili und dem russischen Aussenminister Sergej Lawrow.

Auch die Sprecherin von US-Präsident George W. Bush, Dana Perino, forderte beide Seiten auf, auf Gewalt zu verzichten und direkte Gespräche aufzunehmen. Kurz vor den olympischen Feiern in Peking beriet Bush mit dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin über den Konflikt in Südossetien. Frankreich bemühte sich in Vermittlungsgesprächen mit beiden Seiten um einen Plan für einen Waffenstillstand, wie das Büro von Aussenminister Bernard Kouchner mitteilte.

Südossetien hat sich 1992 von Georgien abgespalten und ist seither de facto unabhängig. International gilt die Region jedoch als Teil Georgiens. Zweimal - 1992 und 2006 - stimmten die südossetischen Einwohner für die Unabhängigkeit von Georgien. International wurden die Referenden jedoch nicht anerkannt.

Die Hintergründe zum Konflikt am Kaukasus lesen Sie hier

$$VIDEO$$ (dapd)

USA rufen zur Waffenruhe in Südossetien auf

Angesichts der Gefahr eines Krieges im Kaukasus haben die USA zu einer Waffenruhe in der georgischen Region Südossetien aufgerufen. Aussenministerin Condoleezza Rice habe alle Parteien in dem Konflikt in Telefongesprächen aufgefordert, die Ruhe wiederherzustellen, teilte State-Departments-Sprecher Gonzalo Gallegos am Freitag in Washington mit. Er sagte nicht, mit welchen Führungspersönlichkeiten Rice telefoniert hat. Georgische Truppen starteten am Freitag eine Offensive, um das seit Jahren sich selbst verwaltende Südossetien wieder unter die Kontrolle von Tiflis zu bringen.

Deine Meinung zählt