«China will Buddhismus auslöschen»

Aktualisiert

Dalai Lama«China will Buddhismus auslöschen»

Der Dalai Lama hat zum Jahrestag des Volksaufstandes von 1959 China vorgeworfen, den tibetischen Buddhismus auslöschen zu wollen. In Bern demonstrierten gleichentags zwischen 400 und 500 Personen für ein freies Tibet.

«Nach der Haltung der derzeitigen Führung zu schliessen, gibt es wenig Hoffnung, dass bald ein Ergebnis erzielt wird», sagte das religiöse Oberhaupt der Tibeter am Mittwoch in seiner Rede im Exil im nordindischen Dharamsala. Dennoch solle der Dialog fortgesetzt werden.

«Es wird eine Zeit kommen, in der die Wahrheit siegen wird. Deswegen ist es wichtig, dass jeder geduldig bleibt und nicht aufgibt», sagte der Dalai Lama. Er bekräftigte, weder er noch Mitglieder der Exil-Regierung würden politische Posten anstreben, sollten die Verhandlungen über eine Autonomie Tibets eines Tages zum Erfolg führen.

Scharfe Kritik übte der Buddhistenführer an der «patriotischen Erziehungskampagne» der chinesischen Behörden in Klöstern in Tibet: «Sie unterwerfen Mönche und Nonnen gefängnisähnlichen Bedingungen, berauben sie der Möglichkeit, in Frieden zu studieren und ihren Glauben zu praktizieren.»

Mit Uiguren solidarisch

Der Dalai Lama versicherte bei seiner Rede auch der uigurischen Minderheit in China seine Unterstützung. «Lasst uns auch an die Menschen in Ostturkestan erinnern, die grosse Schwierigkeiten und zunehmende Unterdrückung erfahren haben», sagte er vor rund 3000 Tibetern.

Die Provinz Xinjiang, die angestammte Heimat der islamischen Uiguren, nannte der Dalai Lama bewusst Ostturkestan. Diesen Namen erhielt die Region von den im Exil lebenden Befürwortern der Unabhängigkeit der Uiguren. Das Turk-Volk fühlt sich durch zugewanderte Han-Chinesen benachteiligt.

In der tibetischen Hauptstadt Lhasa wurden zum 51. Jahrestag des Volksaufstandes die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Zusätzliche Polizeikräfte patrouillierten durch die Strassen. Vor zwei Jahren war es im Vorfeld der Olympischen Spiele in Peking zu blutigen Ausschreitungen gekommen.

Kundgebung in Bern

Schätzungsweise 400 bis 500 Menschen demonstrierten am Mittwoch in Bern für ein freies Tibet. Eine Delegation wollte dem chinesischen Botschafter ein Schreiben übergeben, doch die Polizei verhinderte dies. Polizisten in Kampfmontur hätten den Zugang zur Botschaft versperrt.

Die Polizei bot jedoch an, das Schreiben statt dem Botschafter dem Eidgenössischen Departement für Auswärtige Angelegenheiten zu übergeben, sagte Rigzin Gyaltag von den Kundgebungsorganisatoren nach dem Anlass. Dieses Angebot wurde angenommen.

In dem Schreiben fordern die Tibeter die chinesischen Behörden auf, die Gewalt in Tibet zu stoppen, alle politischen Gefangenen freizulassen, ausländischen Journalisten eine freie Berichterstattung zu gewähren und einen «konstruktiven Beitrag zur friedlichen Lösung der Tibetfrage» zu leisten.

(sda)

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