Der lange Weg zur Macht

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ElfenbeinküsteDer lange Weg zur Macht

Mit Waffengewalt muss der legal gewählte Präsident der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, um dieMacht kämpfen. Schon viele Male war er nahe dran.

Alassane Ouattara ist das Amt des Präsidenten der Elfenbeinküste schon 1995 und 2000 verwehrt geblieben. Jetzt ist er der auch von der internationalen Gemeinschaft anerkannte Sieger der Präsidentschaftswahlen, doch regieren kann er noch immer nicht.

Der abgewählte Staatschef Laurent Gbagbo klebt an seinem Stuhl. Inmitten der heftigen Kämpfe um die Macht im Präsidentenpalast in Abidjan offenbart sich die tiefe Identitätskrise des gespaltenen westafrikanischen Landes.

Ouattara wurde im Januar 1941 in Dimbokro im Zentrum des Landes geboren, verbrachte den Grossteil seiner Schulzeit aber im Nachbarland Burkina Faso und arbeitete später auch dort. 1967 erlangte er einen Wirtschaftsdoktorgrad in den USA und bekam ein Jahr später einen Posten beim Internationalen Währungsfonds (IWF).

«Ado», wie er wegen seines vollen Namens Alassane Dramane Ouattara häufig genannt wird, wurde 1983 zudem zum Vize-Präsidenten der Westafrikanischen Zentralbank ernannt.

Angeblich burkinische Wurzeln

Seine Tätigkeiten und Aufenthalte im Ausland sollten später aber zum Problem für ihn werden. 1990 wurde er unter Präsident Félix Houphouët-Boigny Regierungschef der Elfenbeinküste und behielt diesen Posten bis zum Tod des Staatschefs drei Jahre später.

Der Ivorer wurde als chancenreicher Präsidentschaftskandidat für die Wahlen 1995 gehandelt, trat dann aber nicht an, weil er den Prozess für äusserst intransparent hielt. Seine Widersacher hatten nahezu zeitgleich das «Concept d'Ivoirité», ein umstrittenes Nationalitätskonzept, auf den Weg gebracht.

Es erlaubte nur ivorische Präsidentschaftskandidaten und sollte Ouattara wegen seiner angeblich burkinischen Wurzeln von den Wahlen ausschliessen. Seinen IWF-Posten gab der redegewandte Ouattara 1999 auf und kehrte nach Abidjan zurück.

Im selben Jahr wurde er zum Chef der oppositionellen Partei RDR gewählt und wollte 2000 einen neuen Versuch starten, Präsident zu werden. Wegen seiner angeblich burkinischen Wurzeln wurde ihm die Kandidatur entzogen - und Laurent Gbagbo wurde Präsident.

Krieg zwischen Nord und Süd

Das Land rutschte nach einem gescheiterten Putsch gegen Gbagbo im Jahr 2002 in einen Bürgerkrieg ab und zerbrach in einen muslimisch geprägten Norden und einen christlich dominierten Süden. Gbagbo machte Ouattara für den Staatsstreich verantwortlich.

Als Gbagbos Mandat 2005 endete, liess er Ouattara zwar zu den Wahlen zu, er verschob den Urnengang jedoch sechs Mal, bis er im November schliesslich stattfand. Zwei Friedensabkommen - dem Vertrag von Marcoussis 2003 und dem Abkommen von Ouagadougou 2007 - später sollte die Wahl einen demokratischen Neuanfang bringen.

Doch seitdem hat das Land zwei Präsidenten, da sich sowohl Gbagbo als auch Ouattara vereidigen liessen. In blutigen Zusammenstössen trafen Gbagbos Anhänger und die Rebellen aus dem Norden, die vornehmlich Ouattara unterstützen, immer wieder aufeinander.

Ouattara verbarrikadierte sich seitdem über mehrere Monate in einem von UNO-Truppen beschützten Hotel in Abidjan - unweit des Präsidentenpalastes entfernt. Dann gingen seine Verbündeten landesweit in die Offensive.

Seit fast einer Woche dauern die heftigen Gefechte zwischen beiden Lagern nun schon an. Die Wahlen vom November sollten der Elfenbeinküste endlich Frieden bringen, doch sie haben das Land nur noch näher an den Rand eines Bürgerkriegs gebracht. (sda)

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