Kinder dürfen «Killerspiele» kaufen

Aktualisiert

MeinungsfreiheitKinder dürfen «Killerspiele» kaufen

In den USA dürfen gewalttätige Videospiele auch an Minderjährige verkauft werden. Das hat das höchste US-Gericht in Washington entschieden. Die Richter verwiesen dabei auf die blutigen Grimm-Märchen.

Es sei nicht «Tradition» in den USA, speziell den Zugang von Kindern zu Gewaltdarstellungen zu begrenzen, sagte ein Richter.

Es sei nicht «Tradition» in den USA, speziell den Zugang von Kindern zu Gewaltdarstellungen zu begrenzen, sagte ein Richter.

Mit sieben gegen zwei Stimmen erklärte das Gericht ein kalifornisches Gesetz aus dem Jahr 2005 für verfassungswidrig. Dieses hatte Verkäufe von «Killerspielen» an Minderjährige oder auch den Verleih an Personen unter 18 Jahren verboten.

Für den Fall von Verstössen drohten Videoladen-Betreibern Strafen von bis zu 1000 Dollar. Die neuen Regeln waren aber wegen gerichtlicher Anfechtung nie in Kraft getreten.

Mit dem Urteil bestätigte der Supreme Court die Entscheidung eines Bundesberufungsgerichts: Dieses hatte ebenfalls befunden, dass ein solcher Bann dem Recht auf Meinungsfreiheit widerspreche.

Keine US-Tradition zu verbieten

Im Kern kamen die höchsten Richter zum Schluss, dass ein Staat zwar ein legitimes Recht habe, Minderjährige vor Schaden zu schützen. Das beinhalte aber nicht eine unbegrenzte Befugnis darüber zu entscheiden, welchen Ideen Kinder und Jugendliche ausgesetzt würden.

In der Urteilsbegründung schrieb Richter Anthony Scalia, es sei nicht «Tradition» in den USA, speziell den Zugang von Kindern zu Gewaltdarstellungen zu begrenzen. Scalia verwies auf Märchen- und andere Kinderbücher, in denen es nicht an Blut und Gewalt mangle.

So hätten Hänsel und Gretel die Hexe in einem Backofen getötet, Schneewittchen sei um ein Haar an Vergiftung gestorben, und die böse Stiefmutter habe als Strafe so lange in rotglühenden Pantoffeln tanzen müssen, bis sie tot umgefallen sei. «Grimms Märchen sind in der Tat grimmig», so der Richter.

Eltern können kontrollieren

Er hob weiter hervor, dass die Industrie freiwillig ein Ratingsystem eingeführt habe, mit dem Konsumenten und Ladenbesitzer darüber informiert würden, welche Videospiele ein grösseres Ausmass an Gewalt enthielten. Eltern könnten somit einen Einblick in das gewinnen, was ihre Kinder nach Hause brächten. (sda)

Deine Meinung zählt