Scientology eine kriminelle Organisation?
Die belgische Justiz nimmt Scientology ins Visier: Nach rund zehnjährigen Ermittlungen will die Generalstaatsanwaltschaft die umstrittene Organisation vor Gericht bringen.
Eine Behördensprecherin sagte am Dienstag dem Fernsehsender RTBF, die Staatsanwaltschaft werde Anklage gegen das Europa-Büro von Scientology International in Brüssel sowie gegen den belgischen Zweig der Organisation erheben. Auch zwölf Scientology-Mitglieder sollten angeklagt werden.
Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft ist Scientology als kriminelle Organisation zu betrachten. Scientology bediene sich krimineller Methoden wie Erpressung und unlauterer Geschäftsverträge, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Lieve Pellens. Die Erpressungsvorwürfe bezögen sich unter anderem auf Strafen, die Scientology-Mitglieder unter bestimmten Umständen an die Organisation zahlen müssen.
Das Europa-Büro von Scientology erklärte, die Vorwürfe kämen nicht überraschend. «Schon seit zehn Jahren versucht die Staatsanwaltschaft mit Hilfe der Medien, das Ansehen der Scientology-Kirche zu beschädigen», erklärte die Organisation in einer Stellungnahme. «Dies hat in Belgien zu einem Klima der Intoleranz und Diskriminierung geführt.»
Ein Untersuchungsausschuss des belgischen Parlaments brandmarkte Scientology bereits 1997 als «Sekte». Zur selben Zeit wurden umfangreiche Ermittlungen zu den Finanzierungspraktiken von Scientology aufgenommen, nachdem mehrere Ex-Mitglieder die Organisation wegen Einschüchterung und Erpressung angezeigt hatten.
Die 1954 gegründete Scientology-Bewegung hat ihren Sitz in Los Angeles und ist in den USA als Glaubensgemeinschaft anerkannt. Zu ihren prominentesten Mitgliedern zählt der Hollywoodstar Tom Cruise.
Seit einigen Jahren bemüht sich die Organisation verstärkt darum, in Europa Fuss zu fassen und auch hier als Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden. Im Zuge dieser Bemühungen wurde 2003 das Europa-Büro der Gruppe in Brüssel gegründet; die belgische Sektion von Scientology gibt es schon seit fast 30 Jahren. (dapd)