Vereitelter Anschlag auf A330Attentäter ist Sohn eines Ex-Ministers und Bankers
Die Ermittlungen im Fall des mutmasslichen Attentäters, der eine US-Passagiermaschine sprengen wollte, fördern immer mehr Details zu Tage. Der Nigerianer verfügte demnach über ein Visum für die USA. Sein Vater war früher Minister und Bankenchef.
Ein ehemaliger nigerianischer Minister und Bankenchef hat den Terrorverdächtigen Umar Faruk Abdulmutallab bei der Polizei in Nigeria als seinen Sohn identifiziert.
Sein Sohn habe in London studiert, aber die britische Metropole verlassen, um zu reisen, sagte er. Die geplante Reiseroute seines Sohnes kenne er nicht. «Ich glaube, er hätte im Jemen sein können, aber wir kümmern uns darum, das festzustellen.»
Der 23-jährige Nigerianer Abdulmutallab hatte am Freitag nach Zeugenaussagen versucht, kurz vor der Landung in Detroit einen Sprengsatz zu zünden. Nach Angaben des US-Geheimdienstes hatte der Nigerianer den Sprengsatz an seinen Beinen befestigt. Die Bombe habe einer ersten Analyse der US-Ermittler PETN enthalten, ein hochexplosiver Sprengstoff. Dieser hat offenbar nicht richtig gezündet. Mitreisende überwältigten den Mann. Die Maschine mit fast 300 Menschen an Bord landete am Freitag sicher in Detroit, wo Abdulmutallab festgenommen wurde.
Gegen den mutmasslichen verhinderten Attentäter soll noch am Samstag vor dem Bundesgericht in Detroit ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden.
Mit gültigem Visum durch die Sicherheitskontrollen
Der junge Nigerianer sei von Lagos nach Amsterdam geflogen und habe dort einen Anschlussflug nach Detroit genommen. Vor dem Abflug habe die Fluglinie Northwest Airlines vorschriftsmässig eine Liste mit den Angaben der Passagiere an die US-Behörden weitergeleitet. Diese hätten daraufhin grünes Licht für den Start gegeben, teilte die niederländische Anti-Terror-Behörde NCTB am Samstag mit.
Ein Sprecher des Amsterdamer Flughafens Schiphol betonte erneut, dass auf Schiphol alle geltenden Vorschriften für die Kontrolle von Transitpassagieren eingehalten worden seien. Nach Angaben der niederländischen Antiterror-Behörde verfügte der Täter, der aus Lagos kam und in Schiphol lediglich umgestiegen war, über ein gültiges Visum für die USA.
In London studiert
Auch in Grossbritannien liefen die Ermittlungen auf Hochtouren. Der 23-Jährige stammt aus dem Norden Nigerias und hat zwischen 2005 und 2008 am University College London Maschinenbau studiert. Scotland Yard befragte Personen aus dem Umfeld des Verdächtigen und durchsuchte am Samstag mehrere Häuser, darunter auch seine Wohnung im Londoner West End in der Nähe von Oxford Circus.
Premierminister Gordon Brown sprach von einer «ernsthaften möglichen Bedrohung». Er wolle weitere Massnahmen ergreifen, falls dies erforderlich sei, sagte Brown. «Wir arbeiten eng mit den US- Behörden zusammen.» Die EU-Kommission erklärte in Brüssel, der Vorfall zeige erneut, dass im Kampf gegen den Terror ständige Wachsamkeit erforderlich sei.
Ermittlungen in Nigeria
Nigerias Informationsministerin Dora Akunyili verurteilte den versuchten Anschlag. Die Regierung habe ihre eigenen Ermittlungen über den Verdächtigen eingeleitet und wolle mit den US-Behörden kooperieren, sagte die Ministerin. «Wir betonen sehr deutlich, dass wir als Nation jede Form von Gewalt verabscheuen.»
Das Weisse Haus sprach von einem «versuchten Terroranschlag». Ein US-Regierungsbeamter sagte dem Fernsehsender CNN, es gebe allerdings keine Hinweise, dass Abdulmutallab eine feste Verbindung zu Osama bin Ladens Terrornetz Al-Kaida habe. Der Nigerianer selber behaupte indes, Kontakte zu islamischen Extremisten zu unterhalten und den Sprengsatz «im Jemen erhalten zu haben, zusammen mit Anweisungen, wie er zu benutzen ist».
Der Name des Nigerianers wurde nach Angaben aus US-Behördenkreisen bereits in mindestens einer Datenbank des Geheimdienstes geführt. Der Mann habe aber nicht unter besonderer Beobachtung gestanden. (sda/dapd)
Verdächtige Gepäckstücke mit Ziel Detroit
Wegen falsch verladener Gepäckstücke an Bord hat ein Lufthansa-Flugzeug auf dem Weg nach Detroit am Samstag einen ausserplanmässigen Zwischenstopp auf Island eingelegt. Ein Lufthansa-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur AP, ein Sicherheitsproblem habe zu keiner Zeit bestanden. Nach einer Stunde und 20 Minuten Aufenthalt in Island habe das Flugzeug seine Reise nach Detroit fortgesetzt. Einen Zusammenhang mit dem vereitelten Terroranschlag auf ein Flugzeug der Northwest Airlines in Detroit vom Vortag gebe es nicht.
Ein Sprecher des Keflavik-Flughafens sagte, der Pilot habe das Gepäck nach der Landung in Island überprüfen lassen. Ihm sei gemeldet worden, dass ein Passagier, dessen Gepäckstücke sich an Bord befanden, in Deutschland geblieben sei. Laut Lufthansa wurde die Falschverladung in Island korrigiert. Die US-Behörden seien informiert worden. Das Flugzeug war in Frankfurt/Main gestartet.
(AP)