Massaker in JugendcampAmokläufer tötet Dutzende Personen
Er kam mit zwei Waffen, im silbergrauen Lieferwagen und gab sich als Polizist aus. Dann schoss der Attentäter von Oslo auf die Jugendlichen im Ferienlager.
Bei dem Angriff auf ein Jugendlager in Norwegen sind nach Polizeiangaben 68 Menschen getötet worden (und nicht 86, wie die Polizei zuerst vermeldete). Augenzeugen berichten, dass der mutmassliche Täter in einem silbergrauen Lieferwagen gekommen sei. Er habe sich an Land als Polizist ausgewiesen und über seiner Uniform eine schusssichere Weste getragen. Der als Wachmann auf der Insel beauftragte Simon Brænden Mortensen schildert den Beginn des Horror-Amoks: «Er sagte, er sei geschickt worden, um die Sicherheit zu überprüfen. Das sei reine Routine nach dem Anschlag in Oslo.» Nachdem sich einige der Anwesenden um ihn scharrten, eröffnete der vermeintliche Polizist das Feuer.
Viele der Teenager im Alter von 14 bis 17 Jahren sprangen daraufhin aus Todesangst ins Wasser, um schwimmend von der Insel zu entkommen. Doch auch auf die Fliehenden im Wasser habe der Mann Schüsse abgegeben, melden Augenzeugen dem Sender NRK. Ein Überlebender beschreibt, wie er sich hinter Steinen vor dem Täter versteckte: «Ich habe ihn einmal gesehen, 20, 30 Meter von mir entfernt.» In seiner Todesangst habe er an «alle die Menschen gedacht, die ich liebe».
Polizeichef Øystein Maeland erklärte am frühen Samstagmorgen, die Tat habe «katastrophale Dimensionen» erreicht. Es seien viele weitere Leichen gefunden worden, nachdem die Zahl der Todesopfer in dem Camp auf der Insel Utøya in der Nähe von Oslo ursprünglich auf zehn beziffert wurde. Weitere Todesfälle könnten nicht ausgeschlossen werden, da es Schwerverletzte gebe. Wie viele Personen insgesamt verletzt wurden, wurde bislang nicht bekannt. Schon früh ging die Polizei von einem unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Amoklauf auf der Insel und dem Bombenanschlag in Oslo aus.
Ganzes Arsenal von Waffen
Zeugen, die es schafften, von der Insel zu fliehen, erzählten NRK-Reportern vor Ort, dass der Täter ein norwegisches Aussehen hatte. Er sei zwischen 1.85 und 1.90 Meter gross und habe blonde Haare, sei hellhäutig und habe fliessend Norwegisch gesprochen. Der Täter sei mit einem ganzen Arsenal bewaffnet gewesen: Schrotflinten, Pistolen und automatische Waffen.
Premierminister Jens Stoltenberg wollte offenbar am Samstag eine Rede vor den rund 700 Campbesuchern auf Utoya halten. (ann/jam/meg/sda/dapd)