KubaFidel Castro – spurlos verschwunden
Seit Wochen gibt es kein Lebenszeichen von Kubas Ex-Staatschef Fidel Castro. Die Gerüchteküche brodelt heftig. Der Altrevolutionär soll im Koma liegen oder gar schon tot sein.
Angeheizt wurden die Gerüchte durch Äusserungen des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez am letzten Sonntag. Fidel Castro werde wohl nie wieder in der Öffentlichkeit auftreten. «Seine nächtlichen Spaziergänge durch Strassen und kleine Ortschaften wird es nicht mehr geben», sagte Chávez. Dies werde «eine Erinnerung bleiben». Angaben zum Gesundheitszustand machte der enge Castro-Verbündete allerdings nicht.
Nicht mehr öffentlich aufgetreten ist Fidel Castro bereits seit seiner schweren Erkrankung am 26. Juli 2006, deren Ursache nach wie vor unklar ist. Vor einem Jahr trat der 82-Jährige die Macht offiziell an seinen jüngeren Bruder Raúl ab. Seit einigen Wochen allerdings gibt es kein Lebenszeichen mehr von Fidel. Seine Kolumne «Reflexionen» in der Parteizeitung «Granma» erschien letztmals am 15. Dezember 2008. Das letzte Foto datiert vom 18. November und zeigt Fidel mit dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao. Die letzten ausländischen Besucher soll er Anfang Dezember empfangen haben.
Ins Koma gefallen?
Auch an den Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der kubanischen Revolution am 1. Januar war Castro weder in Wort noch Bild präsent. Panamas Staatschef Martin Torrijos und Ecuadors Präsident Rafael Correa waren seither zu Besuch in Kuba, erhielten aber keine Gelegenheit, die Revolutionsikone zu treffen. Offizielle Äusserungen aus Kuba gibt es nicht, dafür wird umso heftiger spekuliert. Castro sei «ernsthaft erkrankt», berichtete etwa die Zeitung «The Guardian» mit Berufung auf hochrangige US-Regierungskreise.
Er habe «möglicherweise» einen Herzanfall erlitten, schrieb die spanische Zeitung «El País», eine spanische Website behauptete, sein Zustand sei «irreversibel». Die in Florida erscheinende spanischsprachige Zeitung «Diario Las Américas» berichtete am Mittwoch, Castro sei ins Koma gefallen und werde künstlich beatmet, und berief sich dabei auf «den Kindern und der Familie nahestehende Quellen in Kuba». Auch die Möglichkeit, dass Fidel bereits tot ist, wird nicht ausgeschlossen.
Exikubaner halten sich zurück
Die Exilkubaner in Florida geben sich zurückhaltend. Zu oft schon haben sie den Sturz oder Tod Castros gefeiert, zuletzt im August 2007. Beobachter verweisen darauf, dass die Armee bislang nicht mobilisiert wurde, anders als bei der schweren Erkrankung im Juli 2006. Der Kubaexperte Dan Erikson vom Thinktank «Inter-American Dialogue» in Washington erklärte gegenüber dem «Guardian»: «Wenn Fidel zwei Monate lang nicht gesehen wird, bedeutet das nicht, dass er nicht wieder auf die Beine kommt.»
So lange sein Gesundheitszustand als Staatsgeheimnis gilt, werden die Spekulationen weitergehen, nicht zuletzt in der Blogosphäre. Fidels Tod werde geheim gehalten, um George W. Bush keinen Triumph zum Abgang zu ermöglichen, lautet etwa eine These. Die Bekanntgabe werde am 20. Januar erfolgen, dem Tag von Barack Obamas Vereidigung…