Misshandlung auf VideoFolterscheich war «nicht zurechnungsfähig»
Ein im letzten Frühjahr aufgetauchtes Video sorgte weltweit für Empörung: Es zeigte ein Mitglied der Königsfamilie von Abu Dhabi bei der Folterung eines Afghanen. Ein Gericht hat den Scheich nun für «nicht schuldfähig» erklärt.
Das Gericht in den Vereinigten Arabischen Emiraten entschied, Scheich Issa bin Zayed al Nahyan sei wegen der Einnahme von Medikamenten «vermindert zurechnungsfähig» gewesen, als er den afghanischen Getreidehändler vor bald sechs Jahren in der Wüste ausserhalb von Abu Dhabi während drei Stunden aufs Schlimmste misshandelt hatte.
Der Scheich, der sich vom Afghanen übers Ohr gehauen fühlte, stopfte seinem Opfer Unmengen Sand in den Mund. Er schlug den Afghanen mehrfach mit einem Brett, das mit einem Nagel versehen war, und schliesslich überfuhr er ihn mehrfach mit seinem Geländewagen. Wie durch ein Wunder überlebte das Opfer die Tortur.
Video ist «Teil einer Verschwörung»
Die Verteidigung legte während des Prozesses verschiedene Gutachten von Experten aus den USA und den Emiraten vor, wonach Scheich Issa – ein Mitglied der Königsfamilie von Abu Dhabi – mehrere Medikamente genommen hatte. In Kombination würden sie dazu führen, dass «jeder Mensch sich sehr aggressiv verhält und die Beherrschung verliert».
Habib al Mulla, der Verteidiger des Scheichs, stellte gegenüber CNN zudem die Echtheit des Videos in Frage. Es sei Teil einer Verschwörung zur Erpressung des Scheichs. Tatsächlich hatte Bassam Nabulsi, ein Ex-Geschäftspartner Issas, die Aufnahmen einem US-Fernsehsender zugespielt. Er ist mit dem Scheich in einen Rechtsstreit verwickelt. Die Ausstrahlung des Videos sorgte für Empörung, ein ziviles Nuklearabkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde vom US-Kongress auf Eis gelegt.
Aussergerichtlich geeinigt
Beobachter halten es für einen Fortschritt, dass es überhaupt zu einem Prozess gegen ein Mitglied der Königsfamilie gekommen ist. Auch Verteidiger Habib al Mulla sprach von einem «sehr positiven Signal» für die Entwicklung in den Emiraten. Das Opfer war gemäss CNN im Gerichtssaal anwesend. Laut Regierungsvertretern hat sich der Afghane mit dem Scheich aussergerichtlich über eine Entschädigung geeinigt.