Passauer MesserangriffInspirierte sich Mannichl an einem Roman?
Die Aufklärung der vermeintlichen Neo-Nazi-Attacke auf Polizei-Chef Alois Mannichl wird immer abstruser. Ein im letzten Jahr erschienener Roman liest sich laut der «Süddeutschen Zeitung» wie das Protokoll des Mannichl-Falls. Handelte der Polizeichef danach?
Fast unheimlich wird es dem Leser, wenn er die Beschreibung des erfundenen Städtchens Staffhall im Roman «Das abessinische Souvenir» des deutschen Autors Norbert Entfellner liest: Auch im fiktiven Staffhall wohnt ein Polizist mit seiner Frau. Ein Beamter wird vor einer Haustür mit einem Messer attackiert. Die lokale Polizei ist mit den anschliessenden Ermittlungen so überfordert, dass das Landeskriminalamt den Fall übernehmen muss. Auch geografisch passt vom Fluss bis zum Kloster alles haargenau zu Fürstenzell, dem Dorf bei Passau, in dem die echte Messerattacke auf den Polizeichef begangen wurde.
Wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, sollen dem Autor Norbert Entfellner am Anfang die Parallelen zwischen der Handlung seines Werks und dem realen Fall des Passauer Polizisten nicht aufgefallen sein. Erst nachdem er eine Rezension darüber las, merkte er, dass «manches tatsächlich verblüffend übereinstimmt», sagte er der Tageszeitung.
Entfellner selber seien auch Zweifel am Fall Mannichl aufgekommen: «Die Ermittlungen wurden sehr schnell politisch», sagt er der Zeitung. Die Unstimmigkeiten, von denen seit nun einer Woche berichtet werden (20 Minuten Online berichtete), seien deswegen vorgefallen, weil die Ermittler von Beginn an dachten, «es könnte nur so passiert sein.» Romanautor Entfellner glaubt inzwischen gar nichts mehr, auch nicht an den «tätowierten Mann», den eine Zeugin knapp nach der Attacke gesehen haben will — was die Ermittlungen im rechtsextremen Milieu einleitete.
Vorlage oder nicht, den Autor freuts: «'Das abessinische Souvenir' verkauft sich immer besser», sagt Entfellner.
Gutachten über Stichverletzung
Inzwischen gab das Bayerische Landeskriminalamt bekannt, es lasse ein Gutachten über die Stichverletzung bei Polizeichef Mannichl erarbeiten.
Mit dem Gutachten soll geklärt werden, ob der Stich wie von Mannichl geschildert erfolgt ist. Dies sei bei solchen Ermittlungen ganz normal, das Gutachten müsse auch in einem späteren Prozess vorliegen, verriet ein LKA-Sprecher dem «Spiegel».
(kle)