Monti unter BeschussItaliener streiken wegen Sparplänen
Die Gewerkschaften haben in Italien zum Streik ausgerufen. Anstoss zur Arbeitsniederlegung sei die geplante Rentenreform und die Wiedereinführung der Immobiliensteuer.
In Italien sind Arbeiter und Angestellte einem Aufruf zu einem landesweiten Streik gefolgt. Am Montag versammelten sich in vielen Städten Menschen auf den Strassen, um gegen die Sparpläne der Regierung zu protestieren. Damit eröffneten die italienischen Gewerkschaften eine Streikwoche mit vielen kurzzeitigen Arbeitsniederlegungen in unterschiedlichen Branchen und Bereichen.
Den Auftakt machten die Metallarbeiter, die für acht Stunden in den Ausstand traten. In Turin, dem Sitz des Autobauers Fiat, gingen Hunderte Fiat-Mitarbeiter und andere Metallarbeiter auf die Strasse, um zu demonstrieren. Die von Ministerpräsident Mario Monti angestrebten Massnahmen träfen vor allem die Rentner und Arbeiter und weniger die Reichen, erklärten Gewerkschaftsführer in einer Stellungnahme.
Öffentlicher Nahverkehr wird erst ab Donnerstag bestreikt
Das Mailänder Opernhaus La Scala musste ein Konzert absagen, weil Bühnenarbeiter in den Ausstand getreten waren. Durch die Strassen von Genua marschierten Arbeiter gemeinsam mit Studenten, die gegen Kürzungen im Bildungshaushalt protestierten. Für den Abend riefen Gewerkschaften zu einer Demonstration vor dem Parlament in Rom auf. Es wurde erwartet, dass die Abgeordneten noch vor Weihnachten die Sparpläne beschliessen.
Der öffentliche Nahverkehr war von den Streiks noch nicht betroffen, allerdings riefen Gewerkschaften dieses Sektors für kommenden Donnerstag und Freitag zum Ausstand auf. Am Freitag werden voraussichtlich auch Bankangestellte die Arbeit niederlegen. Weite Teile des öffentlichen Dienstes sollen am kommenden Montag bestreikt werden.
Montis Regierung plant, ein Drittel der rund 30 Milliarden eingesparten Euro in die Infrastruktur und andere Projekte zu investieren, um damit die italienische Wirtschaft anzukurbeln. Arbeitsministerin Elsa Fornero sagte nach einem Treffen mit Gewerkschaftsführern, dass einige Teile der Rentenreform noch geändert werden könnten, aber im Grundsatz müsse im geplanten Umfang gespart werden. Auch die Wiedereinführung der Steuer auf Wohneigentum werde sozial abgefedert, sodass vor allem kinderreiche Familien nicht zu hart von der Steuer getroffen würden. Der ehemalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte die Steuer abgeschafft. (dapd)