Auf StaatsbesuchNordkorea zu Testmoratorium bereit
Russlands Präsident Medwedew und Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il haben sich zu Gesprächen getroffen. Laut Russland ist Nordkorea bereit, seine Tests mit Massenvernichtungswaffen einzufrieren.
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il und Russlands Präsident Dmitri Medwedew haben bei ihrem ersten offiziellen Treffen eine engere Zusammenarbeit vereinbart. Beide Politiker gaben bei der Begegnung in Sibirien grünes Licht für die Planung einer politisch heiklen Gasleitung durch Nordkorea nach Südkorea.
«Soweit ich das verstehe, interessiert sich Nordkorea für die Umsetzung dieses trilateralen Projekts unter Beteiligung Russlands und Südkoreas», sagte Medwedew nach Angaben der Agentur Interfax nach dem Treffen auf einem Militärstützpunkt.
Medien zufolge hat Russland dem kommunistischen Nachbarn als Gegenleistung für den geplanten Gastransit von zehn Milliarden Kubikmetern Gas nach Südkorea rund 100 Millionen US-Dollar im Jahr in Aussicht gestellt.
Nordkorea hat zudem seine Bereitschaft zur einem Atomtest-Moratorium und zur Wiederaufnahme der internationalen Gespräche über sein Nuklearwaffenprogramm signalisiert.
Kreml-Sprecherin Natalja Timakowa sagte, Kim wolle eine Wiederaufnahme der sogenannten Sechser-Gespräche «ohne Vorbedingungen». Für diesen Fall sei er zu einem Moratorium beim Test von Atomwaffen bereit.
Nordkorea hatte die Gespräche mit den USA, Südkorea, Russland, Japan und China im April 2009 offiziell abgebrochen. Im Juli hatten sich mehrere ranghohe Vertreter Nord- und Südkoreas am Rande eines Treffens der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN erstmals seit Dezember 2008 wieder zu Gesprächen getroffen.
Medwedew: Offene Gespräche
Die beiden Politiker trafen sich in der Nähe der Stadt Ulan Ude unweit des Baikalsees rund 4400 Kilometer östlich von Moskau. Angesichts der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel sei Kims Besuch bedeutungsvoll, sagte Medwedew.
Die Gespräche hätten alle wichtigen Fragen berührt und seien offen verlaufen. Der Diktator mit Flugangst hatte Russland zuletzt 2002 mit seinem gepanzerten Sonderzug besucht. Er hatte am vergangenen Samstag die russische Grenze überquert.
Kim angeschlagen
Kim wirkte auf Beobachter gebrechlich - möglicherweise die Folge eines Schlaganfalles, den er 2008 erlitten haben soll. Es wurde erwartet, dass Kim unmittelbar nach dem Gipfeltreffen die Heimreise antreten würde. Allerdings fuhr sein Sonderzug anschliessend nach Osten in Richtung Sibirien anstatt in Richtung Mongolei.
Das verarmte Nordkorea ist dringend auf Einnahmen angewiesen. Moskau hatte Pjöngjang vor kurzem eine Lieferung von 50 000 Tonnen Getreide zugesagt. Nordkorea kämpft mit schwerem Hochwasser, das in dem verarmten Land die Lebensmittelknappheit noch verstärkt hat. (sda)