Montenegros Premier tritt zurück

Aktualisiert

FührungswechselMontenegros Premier tritt zurück

Der montenegrinische Regierungschef Milo Djukanovic nimmt nach 20 Jahren den Hut. Die gesamte Regierung wird umgebildet - damit tritt die alte politische Garde ab.

Milo Djukanovic tritt ab.

Milo Djukanovic tritt ab.

Führungswechsel in Montenegro: Der 48-jährige Milo Djukanovic gibt den Posten als Regierungschef auf, bleibt aber Chef der regierenden Sozialdemokraten (DPS). Er sei amtsmüde und strebe nun eine Karriere in der Wirtschaft an, teilte der am Dienstag mit.

Als möglichen Nachfolger benannte Djukanovic Finanzminister Igor Luksic. «Ich bin mir sicher, dass Luksic die Fähigkeiten dazu hat», sagte Djukanovic. Die Regierungspartei müsse diesem Personalentscheid aber noch zustimmen.

Der Rücktritt Djukanovics kommt nicht überraschend, und in Medienberichten wurde der 34-jährige Luksic bereits als Nachfolger genannt. Experten zufolge könnten mit dem Rückzug des dienstältesten Regierungschefs auf dem Balkan die Chancen Montenegros steigen, bald in die EU aufgenommen zu werden.

Djukanovic wurde 1991 erstmals als Regierungschef gewählt. Er hatte sich bereits 2006 kurzzeitig aus der Politik zurückgezogen. In seine Amtszeit fällt der Zerfall Jugoslawiens, die Unabhängigkeit Montenegros und die schrittweise Annäherung an die Europäische Union.

Neuer Zyklus

Seit vergangener Woche gehört Montenegro zu den EU- Beitrittskandidaten. Damit sei «ein Zyklus erfolgreich beendet worden», begründete er seinen Schritt. Jetzt sollten «neue Leute den neuen Zyklus» übernehmen.

Auch Vizeregierungschef Svetozar Marovic wird gemäss Medienberichten abtreten. Diese Änderungen in der Regierung sollen vom Parlament in der nächsten Woche abgesegnet werden. Die Regierungskoalition um die DPS hat eine klare Mehrheit, so dass die Beschlüsse reine Formsache sind.

Diplomaten sprachen von einem «historischen Einschnitt» in dem Land. Die neuen Spitzenpolitiker könnten die Reformen durchführen, die von der EU als Voraussetzung für die weitere Annäherung an Brüssel bezeichnet worden waren.

Gegner werfen Djukanovic vor, den Kampf gegen Kriminalität und Korruption nicht entschieden genug vorangetrieben zu haben. Sie sehen das als Grund dafür, dass Montenegro immer noch auf einen Termin für den Beginn der Beitrittsverhandlungen wartet.

Mit dem Rücktritt von Djukanovic geht der letzte Politiker aus der Ära des zerfallenen ehemaligen Vielvölkerstaates Jugoslawien. Alle anderen waren gestorben oder in Pension gegangen. (sda)

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