Gefechte beim Präsidenten-Palast

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ElfenbeinküsteGefechte beim Präsidenten-Palast

Kämpfer des international anerkannten Präsidenten der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, sind zum Präsidentenpalast in Abidjan vorgerückt.

Kämpfer des international anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara haben am Freitag ihre Offensive in der Elfenbeinküste fortgesetzt. Sie rückten bis zum Präsidentenpalast in der Wirtschaftsmetropole Abidjan vor.

Der britische Sender BBC berichtete von heftigen Gefechten rund um das Gebäude der staatlichen Fernsehanstalt. Schweres Geschützfeuer sei aus den nördlichen Aussenbezirken von Abidjan zu hören. Die Aufständischen wollen den im vergangenen November abgewählten Machthaber Laurent Gbagbo zum Amtsverzicht zwingen.

Bereits am Mittwoch hatten sie die Hauptstadt Yamoussoukro eingenommen. Mittlerweile sollen die Anhänger Ouattaras etwa 80 Prozent des Landes kontrollieren. Experten erwarten, dass Gbagbos Regime innerhalb weniger Tage stürzen wird.

Der abgewählte Präsident des westafrikanischen Landes, Laurent Gbagbo, will allerdings nicht aufgeben, wie sein Sprecher Abdon Georges Bayeto sagte: «Der Präsident wird nicht zurücktreten.»

Aufenthaltsort unbekannt

Kämpfer Ouattaras marschierten auch in den Stadtteil Yopougon ein, in dem viele Anhänger Gbagbos leben. Die Rebellen trennte nur noch eine Lagune von Gbagbos Präsidentenpalast, der von allen Seiten von Wasser umgeben ist.

Mit jeder Explosion habe das Gebäude gebebt, berichteten Zeugen. Unklar war, ob sich Gbagbo in der Präsidentenresidenz aufhielt. Er war seit Beginn der Militäroffensive vor fünf Tagen nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden.

Ouattara ordnete die Schliessung der Landesgrenzen und des wichtigsten Flughafens an. Dadurch solle verhindert werden, dass Gbagbo und seine Gefolgsleute das Land verlassen, sagte Ouattaras Aussenminister Jean-Marie Kacou-Gervais.

UNO-Blauhelmsoldaten schützten den Flughafen von Abidjan, sagte ein Sprecher der UNO-Friedensmission in New York. Einheiten von Gbagbos Truppen hätten die UNO-Soldaten bereits gebeten, ihren Rückzug zu sichern. In einer Ansprache in seinem privaten TV-Sender forderte Ouattara die Anhänger seines Konkurrenten auf, zu desertieren.

«Meine Kämpfer sind gekommen, um die Demokratie wiederherzustellen», sagte Ouattara: «An alle die noch zögern, ob General, Offizier oder einfacher Soldat: Es ist noch Zeit, um euch euren Waffenbrüdern anzuschliessen.»

Vorwürfe an beide Seiten

Gbagbo weigert sich trotz der Wahlniederlage im November, die Macht an Ouattara zu übergeben. Gbagbo geht dabei seit Monaten mit Waffengewalt gegen seine Widersacher vor und attackiert auch die UNO- Friedenssoldaten im Land.

Am Freitag sprach die UNO allerdings eine scharfe Warnung an die Adresse von Ouattara aus. Es gebe «unbestätigte Berichte» über «schwere Menschenrechtsverstösse der Ouattara-Kämpfer», sagte ein Sprecher von UNO-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay in Genf.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warnte vor einer «humanitären Katastrophe» in Abidjan. Eine schwedische UNO- Mitarbeiterin wurde bei den Kämpfen getötet. Sie war am Donnerstag vermutlich versehentlich zwischen die Fronten geraten.

Die französische Botschaft in Abidjan rief alle Franzosen auf, möglichst nicht das Haus zu verlassen. Hunderte Ausländer flüchteten laut Medienberichten auf das Gelände französischer Truppen in Abidjan.

Das schnelle Vorrücken der Ouattara-Truppen hatte nach dem monatelangen politischen Tauziehen viele überrascht. Nach UNO- Schätzungen haben die Kämpfe zwischen den Anhängern von Gbagbo und Ouattara bisher etwa 500 Todesopfer gefordert. Etwa eine Million Menschen seien auf der Flucht.

(Quelle: APTN-Video)

(sda)

Die Schweiz verlangt den sofortigen Rücktritt von Laurent Gbagbo

Wie der UNO-Sicherheitsrat verlangt jetzt auch die Schweiz den «sofortigen Rücktritt» des abgewählten Präsidenten der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo. Bern ruft die Konfliktparteien im Land dazu auf, die Zivilbevölkerung zu schonen.

Die Schweizer Botschaft in Abidjan bleibt trotz der Kämpfe in der Stadt geöffnet. Gemäss aktuellem Kenntnisstand halten sich derzeit 148 Schweizer Bürger in der Elfenbeinküste auf, wobei 32 von ihnen für die UNO, das IKRK oder die Botschaft arbeiten. Das Krisendispositiv wurde bereits zu Beginn des Konflikts aktiviert.

Alle Szenarien würden geprüft, wie Adrian Sollberger, Sprecher des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA erklärte. Zu den möglichen Szenarien gehört auch die Rückführung der Schweizer in ihre Heimat.

Das Vermögen von Gbagbo und seinem Umfeld sperrte der Bundesrat bereits Mitte Januar. Damit habe die Landesregierung die notwendigen Massnahmen ergriffen, um zu verhindern, dass Vermögenswerte der Elfenbeinküste, die sich allenfalls in der Schweiz befinden, veruntreut werden, erklärte das EDA. (sda)

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