Extremisten nehmen WM-Drohung zurück

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SüdafrikaExtremisten nehmen WM-Drohung zurück

Nach der Ermordung des südafrikanischen Rechtsextremisten Eugene Terreblanche hat seine Organisation Rache geschworen und den WM-Teilnehmern gedroht - die Aussagen später aber zurückgenommen.

Michelle Faul
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Eugene Terreblanche bei einer seiner Reden im Oktober 2009.

Eugene Terreblanche bei einer seiner Reden im Oktober 2009.

Zehn Wochen vor Beginn der Fussballweltmeisterschaft in Südafrika hat die Ermordung Terreblanches die Angst vor neuen Rassenunruhen geschürt. Terreblanche, der Anführer einer Bewegung für die Schaffung eines eigenen Staates für die weisse Minderheit in Südafrika, war am Samstag erschlagen in seinem Bett gefunden worden. Andre Visagie, Generalsekretär von Terreblanches Organisation Afrikaner Weerstandsbeweging (AWB), sprach von einer «Kriegserklärung der schwarzen Gemeinschaft an die weisse Gemeinschaft».

Er kündigte an, der Tod des 69-Jährigen, dessen Gesicht bei seiner Ermordung bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden sei, werde gerächt. Er rief die für die WM qualifizierten Fussballnationalmannschaften auf, aus Sicherheitsgründen im Juni nicht nach Südafrika zu kommen.

Am Montag nahm die Organisation ihre Rachedrohung wieder zurück. Ein früherender AWB-Politiker, Pieter Steyn, sagte auf einer Pressekonferenz, die Bewegung lehne alle Formen von Gewalt ab.

Regierung ruft zur Ruhe auf

Die Regierung versuchte, die Lage zu beruhigen. Schliesslich sei nicht Rassenhass, sondern ein Streit über Löhne der Anlass der Tat gewesen. Zwei schwarze Angestellte, 28 und 15 Jahre alt, hätten den 69-jährigen Terreblanche mit einer Machete und einem Knüppel auf dessen Farm in Ventersdorp 110 Kilometer nordwestlich von Johannesburg umgebracht, teilte das Polizeiministerium mit. Am Dienstag sollten die Verdächtigen vor Gericht erscheinen.

Die Mutter des 15-Jährigen bestätigte die Angaben. Ihr Sohn habe ihr gestanden, Terreblanche erschlagen zu haben, nachdem dieser den versprochenen Lohn nicht habe zahlen wollen, sagte sie am Montag in einem Interview mit der Fernsehnachrichtenagentur APTN. «Mein Junge ist jemand, der nicht gerne in Problemen steckt.»

Anti-Buren-Lied als Dorn im Auge

Anhänger Terreblanches machten trotz des womöglich banalen Anlasses der Tat die Jugendbewegung der Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) verantwortlich. Denn sie habe junge Schwarze zur Gewalt angestachelt und damit zum Tod Terreblanches beigetragen. Der Hintergrund: Der Vorsitzende der Jugendliga des ANC, Julius Malema, hatte im März bei einer Studentenversammlung ein Lied angestimmt, das zur Tötung von Buren aufruft.

Die Buren sind die Nachkommen der ersten niederländischen Siedler in Südafrika. Der als Widerstandsbewegung gegen die Apartheid gegründete ANC betrachtet das Kampflied als Teil seiner Geschichte und hat Berufung gegen ein gerichtliches Verbot des Songtextes eingelegt. Der Text sei nicht wörtlich zu nehmen, argumentierte die Regierungspartei.

Der südafrikanische Präsident und ANC-Vorsitzende Jacob Zuma verurteilte die Ermordung Terreblanches. Aber die Südafrikaner dürften nicht zulassen, dass «Provokateure diese Situation ausnutzen, um Rassenhass anzustacheln», mahnte der Präsident.

Experten: Terreblanche war isoliert

Terreblanches AWB wurde in den 70er Jahren gegründet und kämpfte gegen Zugeständnisse der damaligen Apartheidsregierung an die schwarze Bevölkerungsmehrheit. Ihr rot-weiss-schwarzes Symbol ist dem Hakenkreuz nachempfunden. 1983 wurden zwei AWB-Mitglieder wegen einer Verschwörung gegen die Regierung und geplanter Anschläge auf schwarze Politiker zu 15 Jahren Haft verurteilt.

1997 landete Terreblanche selbst wegen der versuchten Ermordung eines schwarzen Wachmanns im Gefängnis. Nach seiner Freilassung 2004 kündigte er an, die Regierung künftig umso entschlossener zu bekämpfen.

Experten gehen indes davon aus, dass sein Tod keine grösseren Auswirkungen haben wird. «Er war zuletzt zunehmend an den Rand gedrängt», sagte Lawrence Schlemmer vom Institut für Rassenbeziehungen. «Sein Tod ist mehr als alles andere eine persönliche Tragödie.»

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