Asbest-ProzessWarten auf das Eternit-Urteil in Turin
Mit Spannung wird heute das Urteil im bislang grössten Asbest-Prozess Europas erwartet. Angeklagt sind der Schweizer Industrielle Stefan Schmidheiny und der belgische Baron Jean-Louis de Cartier de Marchienne.

Die Eternit-Fabrik in Casale Monferrato - für immer geschlossen.
Unter grossem Medieninteresse hat am Montag in Turin die letzte Verhandlung im Asbest-Prozess begonnen. Der Gerichtspräsident drohte, die Journalisten aus dem Saal auszuschliessen, sollten sie sich nicht stärker im Hintergrund halten.
Er verstehe zwar die Aufmerksamkeit rund um den Prozess, «aber es soll kein Theater werden», sagte der Gerichtspräsident. Er bedauerte zudem, dass mehrere Anwälte der Zivilparteien keinen Sitzplatz gefunden hätten, weil diese von Journalisten eingenommen wurden.
Nach den Voten der Zivilparteien wurde das Wort dem Anwalt eines der Angeklagten, des belgischen Barons Jean-Louis de Cartier de Marchienne, gegeben. Dieser verzichtete darauf, etwas zu sagen. Das Gericht zog sich anschliessend zur Beratung zurück. Die Verlesung des Urteils sollte um 13.15 Uhr beginnen.
Die italienische Staatsanwaltschaft fordert 20 Jahre Haft für die beiden ehemaligen Mitbesitzer der Eternit S.p.A. (Genua), den Schweizer Stephan Schmidheiny und den Belgier Cartier. Die Verteidigung verlangt einen Freispruch.
«Hoffnung geben»
Mehrere Bürgermeister aus der Nähe von Casale Monferrato, dem Standort eines der Eternit-Werke, waren ebenfalls im Saal. Sie kündigten an, dort auszuharren und sich das Urteil anhören zu wollen.
Der Turiner Staatsanwalt Raffaele Guariniello erwartete ein Urteil, das den Asbest-Opfern Hoffnung gebe. Er hoffe, dass dieses Urteil einen Präzedenzfall schaffen könnte, sagte er. (sda)