Wie Berlusconi Merkel stehen liess

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Eklat im Live-TVWie Berlusconi Merkel stehen liess

Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat beim NATO-Gipfel für einen protokollarischen Eklat gesorgt: Das Familienfoto der Staats- und Regierungschefs auf der Rheinbrücke zwischen Kehl und Strassburg fand ohne ihn statt.

Berlusconi blieb alleine in Kehl, spazierte am Rheinufer entlang und telefonierte. Er versuchte laut Regierungsangaben, seinen türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan zu überzeugen, dass der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen neuer NATO-Generalsekretär werden soll.

Berlusconi hatte die Gastgeberin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, bereits bei der Begrüssung links liegen gelassen. Er stieg aus seiner Limousine aus und ging zunächst in Richtung Rhein, um zu telefonieren.

Merkel liess Berlusconi zurück

Merkel setzte die Begrüssung der Staats- und Regierungschef fort. Als der britische Premierminister Gordon Brown als letzter Gast eintraf, telefonierte Berlusconi immer noch.

Merkel beschritt schliesslich ohne Berlusconi mit den anderen Staats- und Regierungschefs die Rheinbrücke. Berlusconi folgte später alleine - aber er telefonierte auch dann noch.

Merkel soll informiert gewesen sein

Regierungskreise in Ankara und Rom bestätigten das Telefonat, das 23 Minuten dauerte. Es soll mit Bundeskanzlerin Angela Merkel abgesprochen gewesen sein. In italienischen Regierungskreisen hiess es, Berlusconi habe die Situation entschärfen wollen: «Er hat bis zum letzten Moment versucht, die Türkei dazu zu bringen, den Kandidaten zu akzeptieren».

Die Türkei ist vor allem wegen der Mohammed-Karikaturen gegen Rasmussen. Sie waren in einer dänischen Zeitung erschienen und Rasmussen hatte sie als Ausdruck der Pressefreiheit verteidigt. Seitdem ist der Däne in Teilen der muslimischen Welt ein rotes Tuch. Zum anderen hat er nichts zur Schliessung eines kurdischen Fernsehsenders unternommen, der aus Dänemark sendet. Der türkische Ministerpräsident hatte noch am Freitag seine Vorbehalte gegen Fogh Rasmussen bekräftigt. (sda)

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