Wie man einen Koran entsorgt

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Mit ihrer Koranverbrennung haben US-Soldaten in Afghanistan schwere Unruhen ausgelöst. Dabei gäbe es einen ganzen Katalog akzeptierter Entsorgungsmethoden für die heilige Schrift.

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Wie entsorgt man eine Ausgabe des Korans? Offenbar nicht wie einige Soldaten des US-Luftwaffenstützpunktes Bagram in Afghanistan. Diese hatten Ausgaben der heiligen Schrift des Islams verbrannt und die verkohlten Reste in den Abfall geworfen, wo sie dummerweise gefunden wurden. Bei gewalttätigen Protesten über die Schändung des Wortes Gottes sind bereits mehrere Menschen ums Leben gekommen. Der Fehltritt wäre einfach vermeidbar gewesen.

Im Koran selbst finden sich hierzu keine Angaben. Auch der Prophet Mohammed scheint sich nie zu diesem Thema geäussert zu haben – was kaum erstaunt, denn als dieser 632 n.Chr. verstarb, existierte der Koran in Buchform noch gar nicht. Der islamische Klerus aber hat über die Jahrhunderte verschiedene Optionen entwickelt, was mit einem Koran zu geschehen hat, der nicht mehr unmittelbar gebraucht wird.

Die ehrenhafteste Methode sieht offenbar das Einwickeln in ein Tuch und Aufbewahren an einem sicheren Ort vor, schreibt der schwedische Orientalist Jonas Svensson in einem Essay. Und welcher Ort wäre sicherer als ein Haus Gottes? 1972 stiessen Arbeiter bei der Renovation einer jemenitischen Moschee auf einen Haufen antiker Pergamentrollen mit heiligen Texten. Ähnliche Funde wurden in Tunesien und Syrien gemacht.

Heilige Erde und reinigendes Wasser

Die rituelle Beisetzung ist eine weitere Option, die sich grosser Beliebtheit erfreut, schreibt das amerikanische Online-Magazin «Slate». Das Grab sollte sich auf heiligem Boden befinden, zum Beispiel auf dem Gelände einer Moschee oder einem muslimischen Friedhof, wo Menschen nicht auf den Büchern herumtrampeln. Auch hier sollten sie zum Schutz vor Verunreinigungen in Stoff eingewickelt sein. Die pingeligsten Gelehrten verlangen eine nach Mekka ausgerichtete Nische in einem Grab.

Eine weniger verbreitete, aber sehr elegante Möglichkeit: Die vorgängige «Entheiligung» des Buchs, indem die Buchstaben von den Seiten entfernt werden. Im Mittelalter empfahlen manche Gelehrte, die Tinte von den Seiten zu wischen und das nackte Buch nachher konventionell zu entsorgen. Eine moderne und praktischere Variante: An einen Stein binden und im Fluss versenken. Dessen unablässig fliessendes Wasser erzielt denselben symbolischen Effekt.

Feuer ist des Teufels

Verbrennen ist grundsätzlich problematisch, weil Feuer an den Teufel erinnert – und an die altpersische Feuerreligion des Zoroastrismus, gegen die sich der Islam zu Beginn behaupten musste. Saudische Gelehrte erachten die Verbrennung hingegen als valable Methode, solange der Akt rituell auf dem Gelände einer Moschee vorgenommen wird. Sie verweisen auf Uthman ibn Affan, einen Freund des Propheten Mohammed und frühen Kalifen, der das Verbrennen eines fehlerhaften Korans erlaubte, nachdem unter ihm die einheitliche, bis heute gültige Form geschaffen worden war. Laut anderen Gelehrten kann die Verbrennung der letzte Ausweg sein, um einen Koran vor der Schändung zu bewahren. Die Asche sollte vergraben oder über Wasser verstreut werden.

Neben der Entsorgung gibt es weitere Vorschriften für den korrekten Umgang mit dem Koran: Frauen sollten ihn während der Menstruation nicht berühren. Er sollte unter keinen Umständen den Boden berühren, nach der Lektüre offen liegen gelassen oder als Kissen benutzt werden. Generell sollte er an keine «unreinen» Orte wie das Badezimmer gebracht werden.

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