Katstrophe in JapanWiederaufbau geht nur schleppend voran
Sechs Monate nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami in Japan werden Billionen Yen in die Infrastruktur, Landwirtschaft und Schutzmassnahmen hineingebuttert. Doch noch läuft nicht alles wie geschmiert.
Sechs Monate, nachdem das Erdbeben und der Tsunami die Küste im Nordosten Japans am 11. März verwüstet haben, geht der Wiederaufbau in vielen Orten der Region nur schleppend voran. Bisher genehmigte das japanische Parlament zwei Notfallbudgets.
Sie umfassen insgesamt 6 Billionen Yen (61,5 Milliarden Franken) für den Wiederaufbau. Und der neue Ministerpräsident Yoshihiko Noda versprach, die Bemühungen der Regierung für den Wiederaufbau weiter zu verstärken. Ein weiteres Hilfspaket soll möglicherweise noch im September, wegen der Regierungsumbildung vielleicht aber auch erst im Oktober verabschiedet werden.
Mit dem Geld sollen vor allem Strassen gebaut, Kleinunternehmen und die Fischerei und Landwirtschaft gefördert werden. Auch einen verbesserten Schutz vor Tsunamis, Massnahmen für eine geringere Umweltverschmutzung und eine bessere Infrastruktur für die alternde Bevölkerung soll es in der Katastrophenregion im Nordosten Japans in Zukunft geben.
Besonders hart getroffene Städte wie Rikuzentakata und Otsuchi, sowie Minamisanriku etwas weiter im Süden drohen allerdings zu Geisterstädten zu verkommen. Neben tausenden Menschenleben gingen dort auch zahllose offizielle Dokumente und die gesamte wirtschaftliche Infrastruktur verloren.
Kluft zwischen Städten
Im August urteilte ein Mitglied einer Forschungsgruppe der Regierung für den Wiederaufbau, Junichi Hirota, dass diese Kluft zwischen den einzelnen Städten den Wiederaufbau bedrohen könnte. In der weniger zerstörten Stadt Ofunato etwa konnte der Fischmarkt im vergangenen Juli wieder eröffnen.
Andere Regionen sind davon noch weit entfernt. «Die Menschen in den am schlimmsten betroffenen Städten sind sehr besorgt, dass sie sich nicht wieder aufrappeln können», sagte Hirota.
Nach Ansicht der Forschungsgruppe könnte es bis zu drei Jahre dauern, bis dort wieder richtige Häuser stehen - bisher leben die Menschen dort in behelfsmässigen kleinen Fertighäusern. Die vielen Fischer, die hier - direkt an der Küste - leben, werden vielleicht so lange warten, mutmasst Hirota. Andere - glaubt er - werden irgendwann aufgeben und die Gegend verlassen.
Im Fischerdorf Minamisanriku soll es im Laufe des Herbsts einen konkreten Plan für den Wiederaufbau geben, sagt Bürgermeister Jin Sato. Er wolle nichts von oben herab entscheiden. Bis dahin führe er Gespräche mit Dorfbewohnern und Experten. «Ich kann nicht wirklich sagen, wir werden dies oder jenes machen. Wir sammeln erst einmal Meinungen von allen Seiten.»
Das Jahrhunderterdbeben in Japan in acht Daten
Das Erdbeben und der Tsunami vom 11. März waren für Japan die schlimmste Katastrophen seit dem Zweiten Weltkrieg. Acht Daten:
- Am 11. März 2011 um 14:46 Uhr Ortszeit erschütterte ein Erdbeben der Stärke 9.0 Japan und löste einen Tsunami aus
- Das Epizentrum lag in einer Tiefe von zehn Kilometern rund 80 Kilometer vor der Ostküste Japans
- 23.000 Menschen kamen ums Leben oder gelten weiterhin als vermisst
- Rund eine halbe Million Menschen wurden obdachlos
- Rund 80'000 Menschen mussten ihre Häuser in der Evakuierungszone rund um das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi verlassen und leben grossteils immer noch in Behelfsunterkünften oder bei Verwandten
- Der Tsunami erreichte eine geschätzte Höhe von bis zu 15 Metern
- Die japanische Regierung stellte bisher insgesamt 6 Billionen Yen (61,5 Milliarden Franken) für den Wiederaufbau bereit
- Die Schäden belaufen sich laut Schätzungen der Regierung auf umgerechnet rund 256 Milliarden Franken - damit wäre das Erdbeben von Japan die teuerste Naturkatastrophe in der Geschichte. (sda)