Angriff auf MusliminZweifel an rassistischer Motivation
Ob der Angriff auf eine Muslimin in Basel rassistisch motiviert war, ist immer fraglicher. Auch die Polizei ermittelt noch in eine andere Richtung.

Was geschah hier wirklich? Barfüsserplatz in Basel
Er sorgte für mediales Aufsehen, der Zwischenfall auf dem Barfüsserplatz vom vergangenen Mittwochnachmittag. Eine 29-jährige Muslimin sei wegen ihrer Kleidung angegriffen worden, meldete damals die Basler Muslim Kommission. Demnach habe eine Frau mittleren Alters der verschleierten Türkin einen Faustschlag ins Genick versetzt und sie in der Folge rassistisch beschimpft. Der Vorfall wurde als Beleg für eine «zunehmende Islamophobie», also einer Angst vor dem Islam, in der Gesellschaft dargestellt.
Nichts von einer Islamophobie in der Schweiz wissen will hingegen der Basler SP-Grossrat Mustafa Atici. Er geht davon aus, dass sich seit der Annahme der Anti-Minarett-Initiative eher die Sensibilität in gewissen muslimischen Kreisen verändert habe. «Besonders Einwanderer der ersten Generation fühlten sich nach der Abstimmung unerwünscht und nehmen heute vieles durch eine verzerrte Perspektive wahr», sagt Atici.
Die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt bestätigte zwar gestern, dass sie nach einer Anzeige der 29-Jährigen ein Verfahren gegen unbekannt wegen Tätlichkeit und Rassendiskriminierung eingeleitet habe. Und weiter: Aufgrund des Tatvorgehens müsse angenommen werden, dass die Tätlichkeit und die Beschimpfung wegen der sichtbaren Religionszugehörigkeit des Opfers erfolgt sei.
Geistig verwirrte Frau
Zeugen des Vorfalls hatten sich zunächst bei der Polizei jedoch keine gemeldet, obschon sich der Angriff auf dem Basler Barfüsserplatz vor Hunderten Menschen zugetragen haben soll. Markus Melzl, Kriminalkommissär und Sprecher der Staatsanwaltschaft räumte zudem auf Anfrage von 20 Minuten Online ein, dass der Tat möglicherweise keine rassistische Motivation zugrunde lag: «Es gibt in Basel eine ältere, geistig verwirrte Frau, die Menschen aus dem Nichts heraus auf den Rücken schlägt und sie anschliessend beschimpft. Wir prüfen derzeit, ob es sich bei der mutmasslichen Täterin um diese Person handelt.»
Keine Kenntnis hatte Melzl vorerst darüber, dass es sich beim mutmasslichen Opfer um die Schwiegertochter des Präsidenten der Basler Muslimkommission, Cem Karatekin, gehandelt haben soll, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete. Cem Karatekin war auch der Verfasser der Medienmitteilung vom vergangenen Mittwoch. Die Zeitung legte den Schluss nahe, dass Karatekin aufgrund eines Einzelfalls von einer zunehmenden Islamophobie schloss. Dies entspräche auch den Erfahrungen der Staatsanwaltschaft. Laut Melzl war der Vorfall vom vergangenen Mittwoch der erste dieser Art, der im Kanton Basel-Stadt zur Anzeige gebracht wurde. Cem Karatekin war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.