Betäubungsmittel in Wasserquelle

Aktualisiert

Betäubungsmittel in Wasserquelle

Greenpeace hat im Umfeld der Elsässer Giftmüll-Deponie «Le Letten» Chemikalien in einer Quelle gefunden. Es handelt sich um Betäubungsmittel und Insektizide.

Die Organisation sieht damit Befürchtungen einer Trinkwassergefährdung bestätigt. «Komplett falsch» nennt die Schlussfolgerung die zuständige IG der Basler Chemie.

Laut einer Mitteilung vom Freitag analysierte Greenpeace Wasserproben aus der Quelle «ES3» nordöstlich der früheren Deponie. Darin seien «in einer Gesamtkonzentration im unteren Mikrogrammbereich» unter anderem das 1986 vom Markt genommene Betäubungsmittel Heptabarbital und das alte Insektizid Dimetilan gefunden worden.

Greenpeace: Befürchtungen bestätigt

Die seinerzeit von Ciba-Geigy hergestellten Chemikalien werden gemäss der Umweltorganisation auch von Chemieseite als typisch für den Chemie-Abfall in der Deponie bezeichnet. Daneben fand Greenpeace mindestens fünf weitere, teils chlorierte, aber unbekannte Chemikalien in den Proben.

Die Quelle liege auf der Luftlinie zwischen der Deponie in Hagenthal-le-Bas (F) und Trinkwasserfassungen in Schönenbuch BL, hält Greenpeace weiter fest. Im Gegensatz zu bisherigen Behauptungen der Chemie bestätige dies «die Befürchtung von Experten, dass die Deponie das Trinkwasser gefährdet.»

Weiter vermutet Greenpeace, dass der Aushub von rund 1000 Tonnen Deponiemülls im März und April «wahrscheinlich zusätzlich Chemikalien ins Grundwasser mobilisiert und unterirdisch in Richtung Allschwil/Schönenbuch transportiert» habe. Der Verband fordert die Behörden zum Eingreifen auf.

IGDRB: «komplett falsch»

Als falsch bezeichnet dagegen die Interessengemeinschaft Deponiesicherheit Regio Basel (IGDRB) der Basler Chemie die Schlussfolgerungen. Zwar würden die Greenpeace-Messungen eigene Untersuchungen der IGDRB bei hohem Grundwasserspiegel bestätigen, sagte deren Sprecher Conrad Engler auf Anfrage.

Dabei seien zum Teil die «gleichen Substanzen im tiefen Spurenbereich» gemessen worden, und die Quelle sei seit Jahren im Überwachungsprogramm der IGDRB. Dies sei zudem seit Jahren bekannt und in den 2006 veröffentlichten Untersuchungsberichten dokumentiert.

«Komplett falsch» sei jedoch die Interpretation von Greenpeace: Alle Ergebnisse der durchgeführten hydrogeologischen Untersuchungen hätten nämlich gezeigt, dass die Fliessrichtung im Abstrombereich der Deponie nicht in Richtung der Trinkwasserfassungen von Schönenbuch zeige.

In diesem Trinkwasserfassungen habe die IGDRB zudem in den letzten fünf Jahren nie deponietypische Stoffe gemessen. Gemäss Engler folgen die Wasserströme nicht der Luftlinie zwischen Deponie und Trinkwasserfassungen.

Anhaltende Kontroverse

In «Le Letten» waren bis Anfang der 1960er-Jahre von Schweizer Firmen unter anderem Chemieabfälle abgelagert worden. Den Aushub im Frühjahr ordnete die IGDRB an, nachdem beim Pflügen eines Feldes belasteter Müll zutage getreten war. Im Zuge der anschliesenden Kontroverse stellte Allschwil vorläufig den Trinkwasserbezug aus Schönenbuch ein. (sda)

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