Bittere Bilanz: 130 Verletzte - 25 Hooligans festgenommen
Bei den schweren Krawallen nach dem Fussballspiel FCB-FCZ sind mehr als 130 Personen verletzt worden. 15 mussten ins Spital eingewiesen werden. Verletzt wurden auch vier Polizisten. 25 randalierende FCB-Fans wurden vorübergehend festgenommen.
Schwerverletzte habe es am Samstagabend glücklicherweise keine gegeben, sagte der Basler Polizeikommandant Roberto Zalunardo am Sonntag vor den Medien. Die hospitalisierten Personen konnten das Krankenhaus nach kurzer Zeit wieder verlassen. 60 Personen wurden innerhalb und weitere 55 ausserhalb des Stadions von der Sanität versorgt. Sie litten zumeist unter Übelkeit, Augenbrennen oder Atemnot.
Bis gegen Mitternacht
Die Krawalle rund ums Stadion, die beim Siegestreffer des FCZ in der 93. Minute des Spiels begannnen, zogen sich laut Zalunardo bis gegen Mitternacht hin. Weil die Polizei Gummischrot und Tränengas einsetzte, wurden auch Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen. Mit diesen Mitteln habe jedoch Schlimmeres verhindert werden können, sagte Zalunardo.
Der bei den Ausschreitungen angerichtete Sachschaden konnte am Sonntag noch nicht beziffert werden. Er sei jedoch sechsstellig, hiess es an der kurzfristig einberufenen Medienkonferenz.
Unter anderem wurden an fünf Trams Scheiben eingeschlagen und Signalisationen demoliert. Zwei Polizeifahrzeuge wurden stark und weitere leicht beschädigt. Sechs brennende Container konnte die Basler Berufsfeuerwehr nur unter Polizeischutz löschen. Auch Sanitäter wurden von den Hooligans attackiert.
Regierungsrat schämt sich
Der neue Basler Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass verurteilte namens der Basler Gesamtregierung die Vorkommnisse aufs Schärfste. Ausgelöst worden seien die «unsäglichen Ereignisse» durch rund 300 Randalierer, deren Zerstörungswut und Verachtung gegenüber Leib und Leben der restlichen 32 000 Matchbesucher grosse Betroffenheit auslöse. Mit vielen andern Baslern schäme er sich für das Geschehene, sagte Gass.
Gass übernahm mit dem FCB und der Stadionbetreiberin Basel United die Verantwortung für das gemeinsame Sicherheitsdispositiv. Leider habe es sich als richtig erwiesen, ein «Worst-Case-Szenario» auszuarbeiten und das Nordwestschweizerische Polizeikonkordat aufzubieten, sagte Gass. Die mehreren hundert Polizisten hätten unter schwersten Bedingungen maximalen Einsatz gezeigt.
Neben den 25 am Samstag vorübergehend festgenommenen Chaoten müssen laut Polizeikommandant Zalunardo noch diverse weitere mit Strafverfolgung rechnen. Denn die Polizei nahm die Gewalttaten mit Video und Fotokameras auf und wertet die Bildern in den nächsten Wochen aus.
Tabubrüche
Die in dem Ausmass in Basel noch nie gesehene Gewaltbereitschaft hat nicht nur den FCB und Basel United überrascht, sondern auch die Polizei: Es wurden verschiedenen Tabubrüche begangen, konstatierte Kommandant Zalunardo. Immerhin sei es den Polizeikräften gelungen, eine direkte Konfronation von gewaltbereiten Fans beider Clubs zu verhindern.
FCB-Sprecher Josef Zindel ortete die Übeltäter nicht bei den in blau-rot aufgetretenen echten FCB-Fans, sondern bei jenen, die in schwarzer Montur und vermummt das Spielfeld stürmten. «Das sind unsere Feinde» sagte Zindel, der sich namens des gesamten Clubs mitsamt Trainer und Mannschaft von den Krawallanten distanzierte. Der FCB habe einen schweren Vertrauensmissbrauch erfahren.
Aus Sicht von FCB-Vorstandsmitglied Bernhard Heusler haben die Ausschreitungen nicht in erster Linie mit der Fanproblematik zu tun. Vielmehr seien sie ein Zeichen für die kriminelle Energie, die es heute in der Gesellschaft gebe. Bedauern äusserte auch Christian Kern, der CEO von Basel United. Der Eventplatz Basel habe grossen Schaden genommen.
Nach Analyse Lehren ziehen
Das Basler Sicherheitsdepartement, die FCB-Verantwortlichen und Basel United wollen die schweren Ausschreitungen nun analysieren und die Lehren für künftige Sicherheitsmassnahmen ziehen. Nötig sei dies namentlich auch im Hinblick auf die Fussball-EM Euro 08, bei der Basel einer der Austragungsorte ist.
Ein wichtiges Instrument für die Erhöhung der Sicherheit sieht der Basler Regierungsrat Hanspeter Gass im Hooligan-Gesetz. Dieses brauche es, um der randalierenden Minderheit das Handwerk zu legen. Für die Euro 08 brauche es daneben auch ausreichende personelle und finanzielle Mittel, um das Gesetz umzusetzen.
(sda)