Selbsthilfegruppe für Adoptierte gegründet

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BaselSelbsthilfegruppe für Adoptierte gegründet

Kinder, die nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen, sind oft lange Zeit auf der Suche nach ihrer Identität. Eine neue Selbsthilfegruppe will hier Unterstützung bieten.

Jonas Hoskyn
von
Jonas Hoskyn
Michel Wiederkehr wurde als Kleinkind adoptiert.

Michel Wiederkehr wurde als Kleinkind adoptiert.

«Es ist wie bei einem Film, bei dem die ersten zehn Minuten fehlen», so Michel Wiederkehr, Initiant der ersten Basler Selbsthilfegruppe für erwachsene Adoptierte und Pflegekinder. Er weiss, wovon er spricht: Als noch nicht einjähriges Kind wurde er 1968 während des Viet­namkriegs von einem Basler Paar adoptiert. Von seinen Eltern weiss er nur, dass der Vater ein amerikanischer Soldat und die Mutter eine Vietnamesin war. «Ich frage mich manchmal, ob ich aus Liebe oder bei einer Vergewaltigung entstanden bin», so Wiederkehr.

Obwohl sich der aktive Fasnächtler als völlig integrierter Basler bezeichnet – «die Wurzelsuche kommt immer wieder.» Deshalb plant er in den nächsten Jahren eine Reise nach Vietnam. Und deshalb habe er sich auch zur Gründung der Selbsthilfegruppe entschlossen. «Ich will eine Plattform schaffen für Leute mit ähnlichem Hintergrund, wo sie ihre Erfahrungen untereinander austauschen können.»

Rosita Brigitte Rudin bietet seit zehn Jahren auf der Fachstelle Adopt-in Beratung für Paare, die adoptieren wollen, aber auch für Adoptierte und deren Eltern. «Die Hauptfrage ist meist: Warum wurde ich weggegeben? Das Gefühl, nicht zu wissen, wo man hingehört, quält einen.» Das könne einen Menschen in eine ­tiefe Sinnkrise bis hin zu einer Depression stürzen. «Eine solche Gruppe ist da ein tolles Angebot», so Rudin.

www.zentrumselbsthilfe.ch

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