Gelterkinden BLLärmschutzbelag erobert Strassen
Ein neuartiger französischer Lärmschutz- Strassenbelag dämpft erstmals eine Deutschschweizer Strecke: Dieser Tage werden in Gelterkinden 500 Meter ausgangs Dorf damit belegt. 8,5 Dezibel soll's anfangs leiser werden, ein vielfaches üblicher Beläge.
Als «Quantensprung» bezeichnete der Baselbieter Kantonsingenieur Oliver Jacobi am Dienstag vor den Medien den Belag «Nanosoft». Der bisher verwendete (»AC MR8») habe Vekehrslärm nur um ein Dezibel gesenkt. Nun lasse man sich zunächst mindestens 8,5 Dezibel Reduktion garantieren, nach fünf Jahren noch mindestens 6,5 dB und langfristig mindestens 4 dB.
Subjektiv würden drei dB weniger als Halbierung der Verkehrsmenge wahrgenommen, zehn dB weniger als Halbierung des Lärms. Das kommt auch jenen zugute, deren Gebäude just unter dem Alarmwert belastet sind, ab dem Schallschutzfenster bezahlt werden, oder wo kein Platz für Lärmschutzwände ist, wie Jacobi weiter ausführte.
Unter dem Strich günstiger
Das hat aber seinen Preis: Der neue Belag - konkret die vier Zentimeter Deckschicht - ist doppelt so teuer wie ein normaler. Die 80'000 Franken Mehrkosten werden jedoch mehr als wettgemacht mit 100'000 Franken Einsparungen für Lärmschutzfenster. Und zeigen jährliche Messungen, dass die Wirkung zu stark nachlässt, muss die Firma den Belag ersetzen.
Das Baselbiet muss, um die Bundes-Lärmschutzverordnung bis 2018 zu erfüllen, 150 Kantonsstrassenabschnitte innerorts auf insgesamt 120 Kilometern sanieren. Das kostet gut 30 Millionen Franken, plus 12 Millionen für die beiden kantonalen Autobahnen H18 und H2. Jacobi ruft innovative Unternehmer auf, dem Kanton neuartige Lösungen anzubieten.
Verbaut wird der patentgeschützte «Nanosoft»-Belag von der Firma Colas mit Sitz in Lausanne, die zum französischen Bouygues-Konzern gehört. Nach ersten Tests 2000 folgten laut einem Sprecher ab 2005 erste Aufträge in Frankreich und in der Romandie. Heute liegen rund 6 Kilometer davon in der Westschweiz; heuer komme schweizweit nochmals etwa soviel dazu, vor allem in Genf.
Haltbarkeit abwarten
Der neue Belag ist mit 4mm-Körnung sehr dicht verglichen mit Strandardbelägen mit 8mm-Korn, wie Projektleiter André Schenker erklärte. «Nanosoft» werde oberflächlich entwässert, während Flüsterbeläge für Hochleistungsstrassen durchlässig seien. Jene funktionierten aber nun bei hohem Fahrtempo; mit langsamerem Verkehr verstopften die Poren.
Laut Schenker soll der neue Belag gleich belastbar sein wie Standardbeläge. Mit 14 000 Fahrzeugen am Tag sei Gelterkinden ein typischer Fall. Andernorts halte der Belag inzwischen fünf Jahre; das habe sich der Kanton als Minimum festschreiben lassen. Normale Beläge hielten derweil an vergleichbaren Orten 15 bis 20 Jahre.
Das Langzeitverhalten bleibt gemäss Jacobi als «Restrisiko» für den Kanton abzuwarten. Die Lärmdämpfung wurde andernorts in Ohrenschein genommen; eine Baselbieter Delegation war dazu eigens in Dijon (F). Bereits werden weitere Sanierungen damit geplant. (sda)