Das Olympia-Stadion von Bubendorf
Mitten in der Baselbieter Provinz steht ein Public-Viewing-Stadion, das sich schlecht verkauft. Wollen die Basler das Projekt jetzt politisch instrumentalisieren?
Vergangenen August ist sie über die «Basler Zeitung» als Megaprojekt angekündigt worden, die «9. Arena» in Bad Bubendorf. Ein Nachbau des Berliner Olympiastadions im Massstab 1:5, der 10 000 EM-Zuschauern Platz bieten sollte. Eine Public-Viewing-Arena für Familien und Grossfirmen und für all jene, die in den acht Austragungs-Stadien keinen Platz gefunden haben würden. Für eine Million Euro wollten die Wirtschaftskammer Baselland und ihre Regierung den Namen der Arena verkaufen. Für weitere je 125 000 Euro wollte man acht VIP-Logen an Grosssponsoren bringen.
Nun, rund drei Wochen vor Anpfiff des Eröffnungsspiels, fällt die Zwischenbilanz ernüchternd aus. Kritiker des Projektes sind überzeugt: Das ganze wäre tüchtig in die Hosen gegangen. Wäre, wenn nicht eine Basler Institution ihre Chance erkannt hätte, bei den Landschäftlern dringend benötigte Punkte zu machen.
Gesucht: Geld, viel Geld
Aber der Reihe nach: Die Public-Viewing-Arena heisst noch immer «9. Stadion». Niemand wollte das Namensrecht kaufen. Die VIP-Logen kosten nur noch 150 000 Franken. Trotzdem sind von den acht Stück erst vier verkauft. Hinter vorgehaltener Hand getätigtes Seufzen der Sponsoringverantwortlichen erklärt Simon Dürrenberger, Sprecher der Veranstalterin Messe Schweiz: «Es ist im Umfeld der Euro sehr ernüchternd. Die Budgets sind grösstenteils schon verplant». Ausser Carlsberg wollten nicht einmal die offiziellen Euro-08-Partner einsteigen. Erst vier Sponsoren haben grössere Beträge gesprochen.
In letzter Minute
Man hätte ja auch früher mit der Suche nach Geldgebern beginnen können, mögen Nörgler einwerfen und damit falsch liegen. Einsprachen und Hindernisse legaler Art verzögerten das Projekt von Beginn an. Schlimmer noch: Es zeichnete sich ab, dass im Baselbiet niemand über das Know-how verfügte, einen solchen Public-Viewing-Event über die gesamte Dauer der EM durchzuführen. Laut Medienberichten habe der Regierungsrat von Basel-Land persönliche Beziehungen spielen lassen, um die Messe Schweiz AG von einem Engagement zu überzeugen. Es dürfte knapp gewesen sein. Stunden vor dem Spatenstich zum «9. Stadion» wurde dieser um eine Woche auf den 6. März verschoben. «Der Vertrag mit der Messe Schweiz war noch nicht ganz unter Dach und Fach», sagt Christoph Buser, Geschäftsführer der Baselland Promotion AG und Teil-Initiator des Stadions, auf Anfrage.
Grosses Risiko
Dass die Messe Schweiz AG zögerte, ist verständlich. Abgesehen von einer Defizitgarantie des Kantons über 1,2 Millionen Franken trägt sie das finanzielle Risiko, welches derzeit beträchtlich scheint. Nebst der Sponsorensuche läuft auch der Ticketverkauf nicht wie gewünscht. Obwohl der Verkauf seit Dezember läuft, ist erst rund ein Viertel der Tickets verkauft, auch nachdem das Stadion von 10 000 Plätzen auf deren 6 500 redimensioniert worden ist. Dass die Messe Schweiz AG letztendlich zugesagt hat, könnte sich als cleverer politischer Schachzug entpuppen.
Weshalb? Für die Gegner des 9. Stadions ist der Fall klar. «Die Messe sponsert den Anlass indirekt über ihre Tochterfirma Winkler Veranstaltungstechnik. Sie kann sich nun als Retterin des 9. Stadions präsentieren», sagt Thomas de Courten, SVP-Fraktionspräsident im Baselbieter Landrat. Weitere von 20 Minuten Online angefragte Projektgegner stossen ins gleiche Horn: Die Messe-Verantwortlichen wollen im Baselbiet Sympathien gewinnen.
Klare Interessen
In der Tat hat die Messe Schweiz AG im Baselbiet derzeit ein Interesse, bei der Bevölkerung zu punkten. Die Messe Schweiz AG will bis 2012 in Basel ein neues Messezentrum der Stararchitekten Herzog und De Meuron realisieren. Das Grossprojekt ist teuer und deshalb muss auch die Basellandschaftliche Bevölkerung an der Urne einen Teil-Kredit bewilligen. Die Abstimmung findet am 28. September statt.