Unglück im BärenparkBär «Finn» schwebt in Lebensgefahr
Nach dem gestrigen Drama im Berner Bärenpark ist noch unklar, ob der Bär, der einen jungen Mann am Samstagnachmittag im Gehege angegriffen hatte und dann von der Polizei angeschossen wurde, überleben wird; er schwebt in Lebensgefahr. Der Mann, der in den Bärenpark stieg, ist schwer verletzt.
Der Bär «Finn» werde rund um die Uhr überwacht, sagte Bernd Schildger, Direktor des Bärenparks und des Tierparks Dählhölzli, am Sonntag vor den Medien in Bern. Das Tier erlitt eine Schusswunde an der rechten Brustwand erlitten.
Der Entscheid des Polizisten, auf den Bären zu schiessen, sei angesichts der dramatischen Situation richtig gewesen, fügte Schildger an.
Ob das Sicherheitsdispositiv des Bärenparks anzupassen sei, bleibe offen, sagte der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause. Das hängt nicht zuletzt von den Ergebnissen der polizeilichen Ermittlungen ab. Es sei aber schwierig, sich vollständig gegen ein aktives Eindringen in das Gehege zu schützen.
Dramatische Szenen im Bärenpark
Unfassbare Szenen spielten sich am Samstag kurz nach 16 Uhr im Berner Bärenpark ab. Ein Mann kletterte absichtlich in das Bärengehege am Aarehang, worauf sich der Bär Finn sofort auf die Person stürzte.
«Der Bär biss den Mann ins Gesicht, das Opfer ist blutüberströmt am Boden gelegen und sah schwer verletzt aus», berichtet Leser-Reporter Joel. Wie schwer die Verletzungen tatsächlich sind, konnte Polizeisprecher Franz Märki vor Ort noch nicht sagen.
Schockierte Passanten warfen Äste auf den Bären
Der Berner FDP-Stadtrat Philipp Müller sah die schockierenden Momente mit eigenen Augen. «Der Bär ist auf den Rücken des Opfers gestanden und hat regelrecht an ihm herumgerupft, geschüttelt und auf ihn eingebissen», sagt er gegenüber 20 Minuten Online.
Dutzende Besucher des Bärenpark wurden Augenzeugen des dramatischen Vorfalls. «Die schockierten Leute schrien herum, versuchten den Bären mit einem Ast zu verscheuchen», erzählt Müller weiter. Ohne Erfolg. Ein herbeigeeilter Streifenpolizist schoss schliesslich mit einer Maschinenpistole auf Bär Finn. «Die Polizei zögerte mit der Schussabgabe. Das Tier wurde am Hintern getroffen. Der Bär blutete, liess vom Mann ab und humpelte weg», beschreibt einer der Augenzeugen die Szene nach der Schussabgabe.
Darauf zog sich das Tier in die Bärenhöhle zurück, wo ihn der Bärenwärter einschloss und ein Tierarzt versorge.
Erst nach «Finns» Rückzug konnten die Polizei und Sanitäter in den Bärenpark steigen und den schwer verletzten Mann bergen. Weshalb sich dieser dazu entschlossen hatte, in den Bärenpark zu steigen, ist laut Polizeiangaben noch völlig unklar.
Mann rannte auf Bären zu
Der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause, der nach dem Vorfall zum Ort des Geschehens gefahren war, sagte:
«Wir sind nun dabei, die von den Überwachungskameras aufgezeichneten Bilder zu analysieren.» Demnach sei der junge Mann offenbar auf den Bären zugerannt. Für weitere Angaben verwies der Berner Gemeinderat auf die für Sonntagnachmittag anberaumte Medienkonferenz der Stadt Bern.
Wie die Berner Polizei am späten Samstagabend mitteilt, handelt es sich beim Opfer um einen geistig behinderten Mann. Sie sucht Zeugen, die den Vorfall gesehen haben. Wer entsprechende Beobachtungen gemacht hat, soll sich bei der Kantonspolizei Bern, Telefon 031 634 41 11, melden.
Erster Zwischenfall im neuen Bärenpark
Der 24 Millionen Franken teure Bärenpark ist erst vor einem Monat offiziell eröffnet worden. Momentan wird er vom Weibchen Björk und dem jüngeren Finn besiedelt. Finn wurde am 15. Januar 2006 im Zoo von Helsinki geboren. Er kam im März 2008 in den Tierpark Dählhölzli.