Politisch überkorrekt«Was ist mit weiblichen Zebras?»
In der Berner Stadtverwaltung wurde der «Fussgängerstreifen» durch den Zebrastreifen ersetzt. Bei den Leserinnen und Leser von 20 Minuten Online hat das eine politisch korrekte Diskussion ausgelöst.

Bern geht künftig über «Zebrastreifen». Was wohl die heimischen Pferde dazu sagen?
Bern als Hauptstadt der politischen Korrektheit: Der Entscheid der Stadtverwaltung, ihren Sprachleitfaden mit geschlechtergerechten Formulierungen auszustatten, hat die Leser von 20 Minuten Online zu Höchstleistungen angespornt.
Der Fussgängerstreifen etwa heisst bei den Berner Beamten ab sofort nur noch Zebrastreifen. «Was da wohl das Zebra dazu meint....?», fragt sich Leser Dani Hendriks. Überhaupt stellt sich die Zebra-Frage vielen Lesern. Etwa so: «Wer von euch hat schon mal ein gelb-schwarzes Zebra gesehen?», fragt sich ein Kommentator. Sein Vorschlag für den Berner Sprachleitfaden ist simpel: «Tigerinnenstreifen.»
Zebra- und Zebrastutenstreifen?
Allerdings stellt sich da die gleiche Frage wie beim Zebrastreifen. Das weiss auch Leser Egon Z.: «Was ist mit weiblichen Zebras?», fragt er und ergänzt: «Als Zebrastute würde ich mich jetzt also echt hintergangen und gendertechnisch diskriminert fühlen!» Wenn schon, dann müsste es «Zebra- und Zebrastutenstreifen» heissen.
Dass das Bestreben nach politischer Korrektheit weit mehr Auswirkungen haben kann als nur gerade die Zebra-Frage, ist auch Tom Maier bewusst. «Wo bleibt die Diebin und Räuberin bei Pressemeldungen und Zeitungsberichten?» Und auch der Mensch wäre nicht mehr der Alte, sondern «der Lebende, genau wie der Mitarbeidende, der Lernende oder der Velofahrende», findet ein anderer Lesender. Wobei Beni Z. mit seinem Vorschlag punkto politischer Korrektheit der Wahrheit noch näher kommen will, wenn er «DER Mensch. DIE MenschIN» vorschlägt.
Recht haben sie, die Bernerinnen und Berner
Leserin Alice würde die Diskussion gerne erweitern, stolpert aber auch über die korrekte Formulierung: «Wie wärs, wenn man (pardon) Frau sich um die Lohngleichstellung etc. kümmert? Wäre doch wichtiger als so etwas.»
Das sieht Leserin Hilde Bold anders: «Recht haben sie, die Bernerinnen und Berner. Man sollte jedoch auch das 'man' ausmerzen, und zum Beispiel 'frau/man' oder 'alle' benutzen. Zudem finde ich es bedenklich, dass Wörter wie 'herrlich' und 'dämlich' noch legal benutzt werden dürfen.» Dies sei ein eindeutiges Zeichen einer chauvinistisch-patriarchalischen Machogesellschaft, weshalb sie in der Bäckerei auch nur noch «Berlinerinnen und Spitzmeitschi» bestelle. Frau Bold findet denn auch, dass die Schweiz eine Eidgenössische Sprachaufsichtsbehörde mit ungefähr 10 000 Beamtinnen brauche.
Verständnis für die neue Berner Sprachregelung zeigt Miss Kitty. Für sie ist klar: «Sprachliche Anpassungen sind von Zeit zu Zeit angebracht und völlig normal. Sonst würden wir ja immer noch in Alt-Deutsch daherfaseln.»