Wirbel um Minarett mitten in Langenthal

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Minarett-StreitWirbel um Minarett mitten in Langenthal

Aufregung im Oberaargau: Mitten in Langenthal ragt ein über vier Meter hohes Minarett aus dem Dach des altehrwürdigen «Choufhüsi». Ist hier über Nacht eine Moschee entstanden?

Hinter der Aktion stehen weder Gegner noch Befürworter der Minarett-Initiative, sondern sie soll die Passanten auf eine Ausstellung im Kunsthaus Langenthal aufmerksam machen, wie die «BernerZeitung» berichtet. Das Minarett entstand im Rahmen der Ausstellung «Average» und ist das Werk des Genfer Künstlers Gianni Motti. Für den Künstler gehe es «um die Frage der Toleranz gegenüber religiösen Insignien Andersgläubiger».

Dass Motti ausgerechnet Langenthal mit einem Minarett schmückt, ist kein Zufall: Die islamische Gemeinschaft Langenthals reichte 2006 ein Baugesuch für ein Minarett ein. Anwohner und rechtsgerichtete Kreise reagierten mit einer Demonstration und sammelten 3500 Unterschriften. Der Gemeinderat bewilligte das Baugesuch, doch die kantonale Baudirektion war damit nicht einverstanden und verlangte weitere Abklärungen. Ein neuer Entscheid zum Gesuch wird im Herbst erwartet.

Die Reaktion der Minarett-Gegner auf die Kunstaktion blieb denn auch nicht aus. Der Stadtpräsident Thomas Rufener (SVP) erhielt empörte Anrufe. Pikantes Detail: Rufener war nicht über die Aktion informiert. Er hat in der Zwischenzeit den Kunstverein aufgefordert, das Minarett zu entfernen.

Der Künstler Gianni Motti nimmt mit Vorliebe politisch und gesellschaftlich aktuelle Themen auf, sei es die Gefangennahme des Kurdenführers Öcalan, die Behandlung der Gefangenen in Abu Ghraib, die Besetzung Guantánamos durch die USA oder eben der sogenannte Minarettstreit, der mit den ersten Baueingaben 2006 im Schweizer Mittelland ausgebrochen ist.

(whr)

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