«Langsamkeit hat nichts mit geistiger Trägheit zu tun»
Eine Studie hat gezeigt: Fast nirgends auf
der Welt sind Fussgänger langsamer unterwegs als in Bern. Das sei kein Ausdruck von Trägheit, sondern von Lebensqualität, sagen die Stadtväter.
17,37 Sekunden braucht ein Durchschnittsberner, um eine Strecke von 18,29 Meter zurückzulegen. Damit landete die Bundesstadt in einer internationalen Studie an drittletzter Stelle (20 Minuten berichtete).
Grund zur Sorge? Nicht für Stapi Alexander Tschäppät. «Das Resultat ist vielmehr ein grosses Kompliment.» Sich Zeit zu nehmen sei heute ein grosser Luxus. Tschäppät: «Jufle ist doch keine Qualität.» Zudem habe die Langsamkeit nichts mit geistiger Trägheit zu tun.
Auch Hugo Staub, Leiter Verkehrsplanung, interpretiert die Studie neu: «Die Berner sind trotz dieser angeblichen Langsamkeit wesentlich schneller am Ziel als Leute
in Singapur.» Wegen ihrer Struktur nennt er Bern «die Stadt der kurzen Wege». Staub: «In Bern liegen viele Ziele so zueinander, dass man eben nicht hetzen muss.»
Bern Tourismus hat die Langsamkeit sogar als Werbegag erkannt: «In Bern wird Entschleunigung gelebt», heisst es in einem Communiqué. «Bern lebt von seinem Charme. Dieser drückt sich in der Gemütlichkeit aus», so Sprecherin Sandra Schär. Dafür sei Bern schweizweit, aber auch in Deutschland bekannt.
Lorenz Hanselmann