Zug-Crash von Thun: «Schutzengel ist mitgefahren»

Aktualisiert

Zug-Crash von Thun: «Schutzengel ist mitgefahren»

Bei der Kollision eines ICE-Hochgeschwindigkeitszugs der Deutschen Bahn mit einer Doppellok der BLS sind in Thun acht Menschen leicht verletzt worden.

Die Zugstrecke Thun - Spiez bleibt bis mindestens heute abend gesperrt. «Wir müssen dankbar sein, dass der Schutzengel mitgefahren ist», sagte BLS-Direktor Matthias Tromp an einer Pressekonferenz in Thun. Kurz nach 06.30 Uhr am Freitagmorgen war der von Interlaken nach Berlin fahrende ICE etwa einen Kilometer vor der Einfahrt in den Bahnhof Thun mit den beiden zusammengehängten Lokomotiven zusammengeprallt. «Der Aufprall war heftig», sagte Tromp. Experten gehen davon aus, dass der ICE zu diesem Zeitpunkt noch mit rund 60 Kilometern pro Stunde (km/h) unterwegs war. Als die Retter an der Unfallstelle erschienen, kamen ihnen bereits die ersten Zugspassagiere entgegen, die zu Fuss Richtung Bahnhof Thun marschierten. Insgesamt wurden acht Menschen ins Spital geführt, darunter der Schweizer ICE-Lokführer. Sie erlitten aber alle nur leichte Verletzungen wie Prellungen und Quetschungen oder Schleudertrauma. Knochenbrüche habe es keine gegeben. Alle Verletzten, die aus der Region Berner Oberland stammen, könnten das Spital spätestens am Freitagmittag wieder verlassen, hiess es. Wie viele Menschen sich genau im ICE befanden, war nicht bekannt.

Durch die Wucht des Aufpralls entgleisten etwa zwei Drittel des mit zwölf Wagen sowie vorne und hinten mit je einem Triebwagen bestückten ICE. Der Sachschaden am deutschen Zug sei beträchtlich. Vor allem die Wagenübergänge seien durch die Kollision zusammengedrückt worden. Die vordere der beiden zusammengehängten Lokomotiven entgleiste ebenfalls teilweise.

Zur Unfallursache konnte Tromp am Freitagmorgen zunächst keine Angaben machen. Ein Untersuchungsrichter sowie ein Vertreter der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe aus dem Departement Leuenberger befanden sich vor Ort, um die entsprechenden Abklärungen aufzunehmen.

Der Unfall hatte auf der für den Nord-Süd-Verkehr bedeutenden Strecke zwischen Thun und Spiez einen vollständigen Unterbruch zur Folge. Die BLS rechneten nicht damit, dass am (heutigen) Freitag der Bahnbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Die internationalen Züge wurden über das Wallis umgeleitet. Zwischen Bern und Thun sowie zwischen Spiez und Brig durch den Lötschberg verkehrten die Züge am Freitag wieder. Die Züge wurden jeweils in Spiez respektive in Thun gewendet. Insgesamt standen zur Beförderung der Passagiere am Freitagmorgen 14 Ersatzbusse im Einsatz. (dapd)

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