Drama im Bärenpark«Finn geht es einen Hauch besser»
Hoffnung im Berner Bärenpark: Der Zustand des angeschossenen Bären Finn hat sich gebessert. Doch der Kampf mit dem Tod geht weiter: Seine Überlebenschancen sind noch immer unklar. Die ganze Schweiz bangt mit: Im Park türmen sich die Honiggläser und Genesungskarten für Finn.
Es ist noch keine Entwarnung, aber ein Hoffnungsschimmer: «Finn geht es einen Hauch besser», sagt Bärenpark-Direktor Bernd Schildger. Das Bärenmännchen fresse wieder und sei aufmerksam. Doch noch immer leidet er «unter massiven Schmerzen und bewegt sich kaum».
Seit zwei Tagen ringt der Bär in seinem Stall mit dem Tod: Die Tierärzte kümmern sich rund um die Uhr um ihn. Noch immer sind seine genauen Verletzungen aber unklar: «Wir wissen nicht, ob er an Infektionen leidet oder ob Organe verletzt wurden», so Schildger. Um ihn zu untersuchen, müssten die Ärzte ihn narkotisieren, doch dafür ist er zu schwach. «Es besteht das Risiko, dass er nicht mehr aus der Narkose erwacht», so Schildger.
Der Körper des Bären ist voll von «einer Vielzahl kleinster Bleipartikel», erklärt Schildger gegenüber 20 Minuten Online. Es sind Reste der explodierten Stoppmunition, mit der Finn am Samstag ausser Gefecht gesetzt wurde. Die Bleipartikel können nicht entfernt werden, wie Schildger erklärt. «Die Suche nach den Resten würde nur noch mehr Zerstörung anrichten und finden würden wir sie auch nicht.» Die Tierärzte verabreichen ihm deshalb mit einem Gewehr starke Schmerzmittel und Antibiotika.
Finn erwartet eine süsse Überraschung
Ob er überlebt, bleibt ungewiss: «Der dritte Tag wird entscheidend werden», so Schildger. Im Moment könne man seine Überlebenschancen nicht abschätzen. Schildger: «Wir können nur hoffen und ihm zur Seite stehen.»
Das Interesse am Zustand des Bären ist gemäss Schildger riesig: «Die Leute belagern förmlich den Bärenpark.» Alle wollten sie wissen, wie es Finn geht und ob er es schafft. Sollte er es tatsächlich schaffen, erwartet ihn eine süsse Überraschung, wie Schildger sagt. «Die Honiggläser und Genesungskarten türmen sich.»
Opfer noch nicht befragt
Das 25-jährige Opfer konnte von der Polizei noch nicht befragt werden. Gemäss der Kantonspolizei Bern sei noch nicht klar, wann der geistig behinderte Mann befragt werden könne. Der Mann befindet sich immer noch im Spital, ist aber nicht in Lebensgefahr. Er erlitt Verletzungen am Kopf, an der Hand und am Oberschenkel. Ob er bleibende Schäden davontragen wird, war zunächst offen. Über seinen aktuellen Gesundheitszustand gibt es gemäss der SDA nichts Neues. Der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause kündete eine Untersuchung der Vorkommnisse an. (amc)
Vier Tote im alten Bärengraben: Vor dem dramatischen Vorfall im neuen Bärenpark in Bern hat es im alten Bärengraben fünf vergleichbare Situationen gebeben. Vier davon endeten tödlich. Zuletzt war Ende 1998 ein betrunkener Mann zum Entsetzen anderer Besucher des Bärengrabens beim hinteren Gehege über die Umzäunung gestiegen und dann ausgerutscht. Dem Tierpfleger gelang es jedoch, die Bärin Selma abzulenken und den verletzten Mann zu retten.
In den 140 Jahren davor, in denen der Bärengraben in Betrieb war, wurden vier Menschen von Bären getötet. Bereits in den Vorfällen von 1860 und 1896 war Alkohol im Spiel. 1920 fiel ein Mann in den Graben und starb später im Spital. 1926 schliesslich ereignete sich ein Verkehrsunfall. Ein Velofahrer, dessen Bremsen versagten, raste auf den Bärengraben zu, wo er ein Kind mit sich in die Tiefe riss. Der Bärenwärter stellte sich den Bären mutig entgegen, doch das Kind starb später im Spital. (sda)