Tischfussball«Mit Bier werde ich rapid schlechter»
Nach der U17-Fussballnati sind jetzt auch die Schweizer Tischfussballer Weltmeister. Der 32-jährige Andreas Christ über Schönwetterspieler, den Roger Federer des Töggelen und warum er nicht mehr in der Kneipe spielt.
Herr Christ, Gratulation zum WM-Titel. Welches war ihr schönstes Tor?
Das letzte. Es war zwar technisch nicht das schönste, aber ganz sicher das emotionalste Tor.
Wie haben Sie es erzielt?
Ich habe den Ball vorne beim Stürmer eingeklemmt, auf die Seite gezogen und dann versenkt.
Im Internet kursieren spektakuläre Videos. Jonglieren Sie den Ball auch mit Verteidiger und Goalie und hauen die Kugel mit dem Torwart ins gegnerische Tor?
Solche Trickshots machen wir auch, aber eher zum Plausch. Effizient ist das nicht. Einer von zehn Versuchen geht vielleicht rein. Aber schön fürs Auge ist es allemal.
Alles Schönwetterfussballer?
Das ist so. Diese Tricks sind nichts für ein Turnier.
Welches ist ihr bester Trick?
Der Pin und der Jet: Beim ersten habe ich den Ball vorne geklemmt und ziehe dann auf die Seite. Der Jet funktioniert eigentlich genau gleich, aber den Griff hat man im Handgelenk.
Was bringt das?
Man sieht den Ansatz des Schusses nicht. Zudem ist er recht einfach zum lernen.
Wie lange haben Sie den Schönwettertrick geübt?
Das kann ich nicht sagen. Aber es ist ein schwieriger Trick. Irgendwann machts klick, aber es braucht viel Übung. Es gibt solche, die das nie können, andere lernen es schnell. Bei mir ists recht schnell gegangen.
Töggelen ist ein Kneipensport. Haben Sie während den WM-Spielen Bier getrunken?
Erst nach der WM. (Schmunzelt) Es gibt aber schon Spieler, die sich in den Pausen ein Bier gönnen, etwa die Engländer oder Holländer. Ich nehme es aber ernst und schätze den Tischfussball als Sport. Zudem bringt mir das Bier nichts: Ich werde rapid schlechter. Für andere gilt das nicht – im Gegenteil. Aber das Spiel wird je länger je professioneller. Mittlerweile ist auch eine Teambekleidung Pflicht.
Ist es auch lukrativ geworden?
An der Weltmeisterschaft haben wir einen Turnier-Töggelikasten gewonnen. Zudem gabs 300 Euro – Peanuts also. Es gibt vielleicht ein zwei Spieler auf der Welt, die dank Sponsoren und Preisgeldern davon leben können. Aber der Sport kommt immer mehr vom Beizenimage weg.
Gibt es einen Superstar?
Den gibt's. Der heisst Frédéric Collignon und ist Belgier. Er ist die Nummer eins, der Roger Federer des Tischfussballs. Aber er durfte in unserer Kategorie nicht mitspielen.
Töggelen Sie eigentlich noch in der Kneipe?
Nur noch ganz selten.
Weil Ihnen niemand das Wasser reichen kann, oder weil alle Sie hassen, weil Sie zu gut sind?
(Lacht): Beides.
Die hohe Kunst der Schönwetterspieler
Frédéric Collignon, der Federer des Töggelen
Regelwerk:
Gespielt wird mit Anspiel. Das Drehen der Figuren ist nicht erlaubt, die Stangen dürfen zudem nicht an die Bande geschlagen werden. Springt der Ball ins Aus, wird beim gegnerischen Torwart weitergespielt. Tore mit dem «Fünfer» sind erlaubt. Pro Satz darf jedes Team zweimal ein Timeout à 30 Sek machen. Gespielt wird auf maximal fünf Sätze (Best of Five). Wer zuerst fünf Tore schiesst, hat den Satz gewonnen. Im Entscheidungssatz muss die Differenz zwei Tore betragen. Andreas Christ sagt: «Tischfussball ist eine Abnützungsschlacht, Tore fallen eher selten.» (meg)