Bananenwurf: Suche nach «junger, blonder Frau»
Auf den dunkelhäutigen SP-Nationalrat Ricardo Lumengo wurden am 1.-Mai-Fest in Langenthal Bananen geworfen. Lumengo ist insbesondere über das passive Verhalten der Polizei empört. Für den Langenthaler Stadtratspräsident gibt es derweil bereits eine Verdächtige.
Das 1.-Mai-Fest in Langenthal sorgt noch Tage später für Schlagzeilen. Grund ist eine rassistische Attacke auf den dunkelhäutigen SP-Nationalrat Ricardo Lumengo aus Biel. Dieser wurde kurz nach seiner Gastrede mit einer Banane beworfen. Auch sein Sitznachbar wurde gemäss Lumengo von einer Banane getroffen. Lumengo zeigt sich «empört» über die «rassistische Attacke», wie er gegenüber 20minuten.ch sagt.
Den Vorfall will er nicht auf sich sitzen lassen. Der Nationalrat will mit rechtlichen Schritten gegen die Übeltäter vorgehen. «Wir werden Anzeige wegen Tätlichkeit erstatten», sagt Lumengo. Diese werde derzeit mit den 1.-Mai-Veranstaltern vorbereitet. Für den Bieler Nationalrat ist ausserdem klar, dass der Vorfall von Amtes wegen verfolgt werden müsse, weil es sich um eine rassendiskriminierende Tat handle.
Pnos: «Nicht von uns orchestriert»
Das Fest wurde unter anderen von Mitgliedern der rechtsradikalen Pnos besucht. Pnos-Sprecher Renato Bachmann bestritt gegenüber dem «Blick», dass der «Angriff von uns orchestriert» wurde. Dies bestätigt der Stadtratspräsident von Langenthal, Reto Müller, gegenüber 20minuten.ch. Der Vorstand der Pnos habe ihm per E-Mail versichert, nicht an der Aktion beteiligt gewesen zu sein. Entgegen einem Bericht in der «Berner Rundschau» wolle er gegen die Pnos keine rechtlichen Schritte vornehmen.
Laut Müller sei jedoch inzwischen klar, wer die Banane geworfen hat. «Mehrere Augenzeugen bestätigten, dass eine junge, blonde Frau die Banane geworfen hat», sagt Müller. Den 1.-Mai-Verantwortlichen liege auch Fotomaterial des Festes vor. Ob die Frau aus den Reihen der Pnos stamme, konnte Müller nicht sagen. Auch der Name sei ihm nicht bekannt. Das Fotomaterial werde nun ausgewertet. Müller: «Wir werden die Anzeige gegen Unbekannt sehr genau vorbereiten.»
«Der Schutz der Polizei war ungenügend»
Enttäuscht zeigte sich Lumengo von der Polizei. Diese war mit einem Aufgebot an der 1.-Mai-Feier anwesend, weil Rechtsradikale bereits im Vorfeld ankündigten, die Rede Lumengos zu stören. «Der Schutz der Polizei war ungenügend», sagt der Nationalrat gegenüber 20minuten.ch.
Tatsächlich scheint die Polizei den Bananenwurf nicht bemerkt zu haben, wie ein Sprecher der Kantonspolizei Bern gegenüber dem Blick bestätigte. Man habe erst aus dem Umfeld Lumengos von dem Vorfall gehört. Der dunkelhäutige Nationalrat kritisiert: «Die Effizienz der Polizei war nicht gerade gross.»
Reto Müller kann dies nicht bestätigen. «Die Situation war schwierig für die Polizei». Müller bedauerte jedoch, dass nach dem Vorfall von den Rechtsradikalen keine Personalien aufgenommen wurden. Allerdings habe auch das Organisationskomitee in der Aufregung zu wenig schnell reagiert, so Müller.
Für die Kantonspolizei Bern ist der Fall erledigt, «solange keine Anzeige eingereicht wird», wie Sprecher Olivier Cochet auf Anfrage sagt. Über Details des Polizeieinsatzes in Langenthal wollte Cochet keine Auskunft geben.