Nach VerbotPoker-Spiele im Untergrund boomen
Seit das Pokern um Geld ausserhalb von Casinos verboten wurde, boomen im Untergrund sogenannte Cash-Game-Varianten des Spiels. Suchtexperten warnen.

«Der illegale Rahmen im Milieu verstärkt die Suchtgefahr beim Cash-Game-Pokern.»Jörg Häfeli, Suchtexperte und Professor an der Hochschule Luzern. Foto: Key
«Cash-Games boomen», sagt Poker-Insider Marc Horisberger. Dabei werde um höhere Einsätze gespielt als bei üblichen Pokerturnieren, zudem könne man sich immer wieder einkaufen. «10 000 Franken als Einstieg sind nicht selten», so Horisberger, der vor dem Verbot in Thun ein Pokerlokal betrieb. Er weiss: «Allein in der Region Thun-Interlaken gibt es vier grosse Clubs, in denen bisweilen 200 000 Franken im Pott liegen.»
Dass die illegalen Spielhöllen Zulauf haben, wundert nicht: Als vor einem halben Jahr das Pokern um Geld ausserhalb von Casinos für illegal erklärt wurde, verloren Zehntausende ihr Hobby. «Davor kamen an die 40 000 Leute in unsere Clubs», so Ex-Pokerhill-Betreiber Mike Ritschard. Online-Varianten seien keine echte Alternative. Doch die Cash-Games im Untergrund sind brandgefährlich: «Weil die Einsatzlimite nicht wie an Turnieren feststeht, ist die Gefahr eines Kontrollverlusts viel höher», so Spielsucht-Experte Jörg Häfeli von der Hochschule Luzern. Der illegale Rahmen im Milieu verstärke zudem die Suchtgefahr. «Oft werden an solchen Orten illegal Kredite vergeben und Drogen gehandelt», ergänzt Horisberger.
Für die Behörden ist es schwierig, die Game-Veranstalter zu schnappen: «Bei den Ermittlungen sind wir auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen», so Andrea Wolfer, Untersuchungs-Chefin der Spielbankenkommission. (meo/20 Minuten)