Ukraine: Babys verschwinden

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Ukraine: Babys verschwinden

In der Ukraine werden nach Einschätzung des Europarates zahlreiche Neugeborene ihren Müttern im Spital entwendet und für Organtransplantationen missbraucht.

«Ich bin überzeugt, dass in der Ukraine tatsächlich Kinder gestohlen werden», sagte die Berichterstatterin des Europarates, die Berner SP-Nationalrätin Ruth-Gaby Vermot, am Freitag gegenüber Journalisten in Kiew. Solche Fälle seien aus mehreren Städten gemeldet worden.

In den Jahren 2001 bis 2003 waren nach Medienberichten allein in der ostukrainischen Stadt Charkow vermutlich bis zu 300 Babys aus einer Geburtsklinik verschwunden.

Bei ihren Ermittlungen vor Ort konnte Vermot nach eigenen Angaben in vier Fällen das Verschwinden von Neugeborenen belegen. Ein weiterer Fall in der Hauptstadt Kiew sei noch nicht vollständig dokumentiert.

Der ukrainische Generalstaatsanwalt müsse herausfinden, zu welchem Zweck die Organe der Babys entwendet worden seien, forderte Vermot. In der Ukraine gebe es ein Netz von Verbrechern, die Neugeborene entführten und deren Organe entwendeten.

Über das Schicksal der verschwundenen Kinder ist bislang nichts bekannt. Es wird vermutet, dass viele von ihnen an Adoptiveltern im Westen verkauft wurden.

Zahlreiche ukrainische Eltern hatten Anzeige erstattet, nachdem ihnen noch im Spital die Nachricht vom Tod ihres neugeborenen Kindes überbracht worden war, die Ärzte den Eltern aber den Leichnam verweigerten.

Nach Einschätzung von Vermot werden die Organe Neugeborener kranken Kindern eingepflanzt. «Das ist aber nicht die Hauptsache. Solche Organe eignen sich auch für Hauttransplantationen und für die Entnahme von Stammzellen», betonte die Sozialdemokratin.

(sda)

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