Vergewaltigte muss ihren Peiniger heiraten

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Gewalt gegen FrauenVergewaltigte muss ihren Peiniger heiraten

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat eine von ihrem Cousin vergewaltigte Frau begnadigt - mit Folgen. Zudem wurde in Afghanistan eine 17-Jährige mit Säure attackiert.

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Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat die Freilassung eines wegen Ehebruchs inhaftierten Vergewaltigungsopfers angeordnet. Wie Karsais Sprecher Aimal Faisi am Donnerstag sagte, soll Gulnaz nun aber den Vergewaltiger heiraten.

Rund 5000 Menschen hatten eine Petition zur Freilassung der Frau unterzeichnet, die seit zwei Jahren wegen Ehebruchs in Haft sitzt, nachdem sie in ihrem Haus von ihrem Cousin vergewaltigt worden war. Ursprünglich wurde Gulnaz zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt.

Sie brachte im Gefängnis ein Mädchen des Täters zur Welt. Angesichts der Empörung über ihre Verurteilung berief Karsai eine Sitzung von Justizvertretern ein, auf der ihre Begnadigung beschlossen wurde, wie Faisi mitteilte.

Gegenseitiger Deal

Nach Angaben des Sprechers soll sie nun den Vergewaltiger heiraten. «Sie hat der Hochzeit zugestimmt, aber nur wenn seine (des Vergewaltigers) Schwester ihren Bruder heiratet», sagte Faisi.

Demnach soll die Hochzeit sicherstellen, dass sie in der konservativen afghanischen Gesellschaft nicht weiteren Angriffen ausgesetzt ist. Faisi betonte aber, dass die Hochzeit nicht die Bedingung für ihre Freilassung sei. Gulnaz möchte ihren Vergewaltiger nicht heiraten, sagte eine US-Abgeordnete in Kabul gegenüber CNN. Sie wolle lieber einen «gebildeten» Mann heiraten. Sie werde Gulnaz nach ihrer Freilassung an einen sicheren Ort führen.

Säureattentat auf 17-Jährige

Unbekannte verübten unterdessen ein Säureattentat auf ein 17-jähriges Mädchen und seine Familie. Der Vater des Mädchens sagte, die bewaffneten und vermummten Täter seien um Mitternacht in sein Haus eingedrungen, hätten ihn, seine Frau und seine Töchter geschlagen und dann Säure in das Gesicht seiner Tochter Mumtas gesprüht. Auch die Mutter und die anderen Töchter wurden demnach durch die Säure verletzt.

Die Täter konnten fliehen, bevor die Polizei eintraf. Mumtas wurde ins Spital eingeliefert und hatte grosse Schwierigkeiten zu sprechen. Der afghanische Innenminister Bismullah Mohammadi ordnete Ermittlungen zu dem Fall an.

Afghanische Frauen Ziele der Gewalt

Gewalt gegen Frauen ist in der afghanischen Gesellschaft weit verbreitet. Die Unabhängige Afghanische Menschenrechtskommission verzeichnete mehr als tausend Fälle für das zweite Quartal 2011.

Im gesamten Jahr 2010 belief sich die Zahl der Delikte demnach auf rund 2700. Nach einem Bericht der Hilfsorganisation Oxfam vom Oktober gaben 87 Prozent der afghanischen Frauen an, Opfer von körperlicher, sexueller oder seelischer Gewalt geworden zu sein. (kub/sda)

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