Symbolträchtiger BesuchObamas Auftritt am Ground Zero
Barack Obama ist zu Besuch in New York: Drei Tage nach der Tötung von Osama bin Laden erinnert er am Ground Zero an die Opfer der Anschläge vom 11. September 2001.
Trauer statt Triumph: Bei einem Besuch mit viel Symbolkraft in New York hat US- Präsident Barack Obama drei Tage nach der Tötung von Terroristenchef Osama bin Laden der Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 gedacht.
Er legte am Donnerstag an Ground Zero einen Kranz nieder - dort, wo Terroristen zwei entführte Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Center steuerten und die Gebäude zum Einsturz brachten. 2600 Menschen starben. Insgesamt starben bei den Anschlägen in New York und Washington 2976 Menschen.
Bin Laden, der als Drahtzieher der Anschläge gilt, war vor wenigen Tagen bei einer Kommandoaktion in Pakistan getötet worden. Tausende Amerikaner hatten mit Jubel reagiert.
Obama dagegen wandte sich an Ground Zero nur an die Hinterbliebenen. Es gab keine öffentliche Ansprache und nur geladene Gäste kamen näher an den Ort heran. Der zur Zeit der Anschläge amtierende US-Präsident George W. Bush schlug eine solche Einladung Obamas aus.
Tausende US-Bürger säumten dagegen die Strassen und jubelten Obama zu, als dessen Fahrzeugkolonne vorbeifuhr. Später traf Obama noch mit Familien von Opfern zusammen.
Treffen mit Feuerwehrleuten
Vor seinem Besuch am Ground Zero traf Obama auch Feuerwehrleute der Wache «Pride of Midtown», die bei den Anschlägen 15 Kollegen verloren hatten. «Als wir sagten, wir werden niemals vergessen, meinten wir das auch so», sagte Obama den Feuerwehrleuten.
Auch am Pentagon wurde der Toten gedacht. Vizepräsident Joe Biden ehrte sie mit einer Kranzniederlegung und traf Hinterbliebene der 184 Opfer.
Pakistan räumt Versäumnisse ein
Pakistan räumte am Donnerstag «Versäumnisse» bei den Geheimdiensterkenntnissen zum Aufenthaltsort Bin Ladens ein. Es seien Ermittlungen eingeleitet worden, hiess es bei einem Treffen von Generalstabschef Ashfaq Kayani mit Truppenkommandanten.
Zudem will Pakistan nun den ebenfalls im Land vermuteten Taliban-Chef Mullah Omar sowie Al-Kaida-Vize Aiman al-Sawahiri fassen, wie die Zeitung «The News» berichtete.
Zugleich drohte Pakistan den USA bei einem weiteren Spezialeinsatz mit Konsequenzen. Jegliche vergleichbare Verletzung der Souveränität Pakistans werde eine Überprüfung der militärischen und geheimdienstlichen Zusammenarbeit mit den USA zur Folge haben, erklärte die Armee.
Aktion nicht rechtswidrig
Aussenminister Salman Baschir warnte auch andere Staaten vor Alleingängen. Indische Militärs hatten erklärt, auch Indien könne einen gezielten Militäreinsatz gegen Extremisten im Nachbarland führen.
Die Regierung in Islamabad bezeichnete den Einsatz gegen Bin Laden in Abbottabad aber nicht als rechtswidrig und teilte mit, die Beziehungen zu Washington blieben intakt. Nach US-Angaben wurde Pakistan aus Angst vor Verrat nicht im Voraus über die Aktion zur Ergreifung Bin Ladens informiert.
Unterschiedliche Versionen
Zwei Vertreter der pakistanischen Sicherheitsbehörden erhoben schwere Vorwürfe gegen die USA: Das US-Kommando habe den unbewaffneten Al-Kaida-Chef und vier seiner Vertrauten kaltblütig erschossen, erklärten sie.
Die USA hatten ihre Darstellungen über den Einsatz mehrfach geändert. Ursprünglich hatte die Regierung erklärt, der Al-Kaida-Chef und andere Bewohner seien bewaffnet gewesen und es habe ein 40-minütiges Gefecht gegeben. Später räumte das Präsidialamt ein, Bin Laden sei unbewaffnet gewesen, habe sich aber gewehrt.
Der US-Sender NBC berichtete unter Berufung auf Mitarbeiter der US-Regierung, vier der fünf Getöteten seien unbewaffnet gewesen. Dagegen sagte US-Senatorin Dianne Feinstein, die im Senat den Geheimdienstausschuss präsidiert, Bin Laden habe versucht, nach einer Waffe zu greifen. «Da kann man kein Risiko eingehen», sagte sie.
Die US-Regierung erklärte, sie wolle vorerst keine weiteren Details zur Kommandoaktion mehr veröffentlichen: «Wir sind noch immer dabei, alle Fakten zu sammeln», sagte Obamas Sprecher Jay Carney.
Fotos bleiben unter Verschluss
Die USA entschieden weiter, keine Fotos vom toten Terrorchef zu veröffentlichen. «Es ist uns sehr wichtig, dass sehr eindringliche Fotos von jemandem, der in den Kopf geschossen wurde, nicht zur Anstachelung weiterer Gewalt oder als Propaganda-Werkzeug im Umlauf sind», sagte Obama dem Sender CBS.
(dapd)
Obama ohne Bush
Der frühere US-Präsident George W. Bush hat nach Angaben seiner Frau auf einen gemeinsamen Besuch mit Amtsinhaber Barack Obama am Ground Zero verzichtet, weil er sich konsequent aus der Öffentlichkeit heraushalten will. Der symbolträchtige Aufenthalt in New York am Donnerstag sei nach Auffassung ihres Mannes Sache Obamas, sagte Laura Bush der Nachrichtenagentur AP.
Sie und ihr Mann seien nach der Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden stolz auf die US-Streitkräfte und den Geheimdienst, sagte Laura Bush weiter. Ein Sprecher Bushs hat erklärt, der Expräsident wisse die Einladung zu würdigen, habe sich aber entschieden, nach Ende seiner Amtszeit das Rampenlicht zu meiden.