Härtere GangartPakistan droht Washington mit Konsequenzen
Pakistan droht den USA. Dies, falls Amerika auf pakistanischem Hoheitsgebiet einen weiteren nicht autorisierten Angriff auf Terrorverdächtige durchführt.

Salman Bashir.
Die Streitkräfte erklärten am Donnerstag, in diesem Fall würden die Beziehungen zu Washington auf den Prüfstand gestellt. Die Zahl der US-Truppen in Pakistan werde auf ein Minimum reduziert. Die Regierung bezeichnete den Einsatz gegen bin Laden allerdings nicht als rechtswidrig und erklärte, das Verhältnis zu den USA sei intakt.
Aussenminister Salman Bashir erklärte, niemand solle daran zweifeln, dass eine neuerliche Aktion wie die gegen den Al-Kaida-Chef am Montag verheerende Folgen haben werde. «Die pakistanischen Sicherheitskräfte sind weder inkompetent noch nachlässig in ihrer heiligen Pflicht, Pakistan zu beschützen», sagte Bashir.
Die Truppen und die Regierung ernteten innerhalb Pakistans heftige Kritik dafür, dass sie die Verletzung ihres Hoheitsgebiets duldeten. Ausserdem wurden Zweifel an der Darstellung laut, dass Islamabad in den Einsatz amerikanischer Spezialkräfte nicht eingeweiht war. Die pakistanischen Streitkräfte räumten allerdings am Donnerstag ein, dass es bei der Suche nach bin Laden Unzulänglichkeiten gegeben habe.
USA als «wichtiger Freund» Islamabads
Aussenminister Bashir sagte, Islamabad erkenne an, «dass die USA ein wichtiger Freund sind». Die Beziehungen zwischen Washington und Pakistan bewegten sich «grundsätzlich in die richtige Richtung.»
Er betonte erneut, dass die Regierung schon vor der Landung der US-Hubschrauber in Abbottabad Kenntnis von dem Einsatz gehabt habe. Die Streitkräfte hätten zwei F-16 Kampfflugzeuge entsandt, als sie bemerkt hätten, dass Hubschrauber über die Stadt flogen, sagte er. Offenbar seien die Flugzeuge aber zu spät eingetroffen.
Nach US-Angaben wurde Pakistan aus Angst vor Verrat nicht im Voraus über die Aktion zur Ergreifung bin Ladens informiert. Auf die Frage, ob die Operation illegal gewesen sei, antwortete Bashir: «Das müssen Historiker entscheiden.»
Keine Erklärung für Pakistans Ahnungslosigkeit
Die Tatsache, dass bin Laden jahrelang in einem grossen Haus in einer Garnisonsstadt lebte, nur wenige hundert Meter von einer Militärakademie entfernt, hat vielfach den Verdacht hervorgerufen, dass Teile des pakistanischen Sicherheitsapparats ihn dort beherbergt haben könnten. Diesen Vermutungen widersprach die pakistanische Regierung, konnte aber auch keine Erklärung dafür liefern, warum sie keine Ahnung von bin Ladens Aufenthaltsort hatte. Eine Untersuchung sei aber nicht geplant, sagte Bashir.
Die EU erklärte unterdessen, die jüngsten Ereignisse seien kein Anlass für eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen der Gemeinschaft und Pakistan. EU-Sprecher Michael Mann sagte Donnerstag, es könne keine Zweifel daran geben, dass Pakistan ein wichtiger Partner in der Region bleiben und Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani weiterhin Unterstützung von der EU erhalten werde.