Schettino und Domnica«Zwischen den beiden knisterte es»
Die hübsche Moldawierin besteht darauf, zum Zeitpunkt des Concordia-Unglücks nicht auf der Brücke gewesen zu sein. Andere Stimmen widersprechen ihr und legen eine Beziehung zu Kapitän Schettino nahe.
Die schöne Domnica Cemortan dominiert auch am Freitag die Schlagzeilen der italienischen Medien. Denn die 25-Jährige Hostess besteht darauf, kein Verhältnis mit Francesco Schettino zu haben und beim Auflaufen auf den Felsen nicht auf der Kommandobrücke gewesen zu sein.
Die Frage, ob nebst zahlreichen Offizieren auch noch eine junge Frau ohne Dienstgrad und Befugnisse auf der Brücke der Concordia war, scheint angesichts der traurigen Ereignisse vom 13. Januar 2012 nebensächlich zu sein. Doch die Geschichte widerspiegelt exemplarisch, wie undurchsichtig und verstrickt die Geschehnisse rund um den Untergang des Kreuzfahrtschiffes sind.
Wein im exklusiven Club Concordia
So berichteten gemäss italienischen Medien bei den Verhören mehrere ranghohe Offiziere von einer Frau mit Namen Domnica. Sie soll auf der Brücke gewesen sein, herumgekichert und dadurch den Kapitän abgelenkt haben. Dann sei das Schiff in den Felsen gefahren. Andere Augenzeugen gaben an, den Kapitän kurz nach neun Uhr zusammen mit einer blonden Frau im exklusiven Restaurant «Club Concordia» im elften Stock gesehen zu haben. Dort sollen sie zusammen Wein getrunken haben.
Domnica weist in einem Telefon-Interview mit dem «Corriere della Sera» alle Vorwürfe von sich. Sie habe an jenem Freitagabend mit «einigen Freunden, darunter auch Offiziere» gegessen. Der Kapitän sei nicht dabei gewesen, er sei aber kurz vorbeigekommen. Nach dem Unglück sei ein Offizier zu ihr gekommen und habe sie auf die Brücke geholt.
Wer kaufte das Kreuzfahrtticket?
Dort habe sie für die Passagiere auf russisch über die Lautsprecher wiederholt, was Kapitän Schettino ihr auf italienisch vorgesagt habe. Die junge Frau betont, dass sie keine blinde Passagierin sei. Sie habe das Billet für die Kreuzfahrt selbst in Italien gekauft. Die Kabinen-Karte trage sie immer noch in der Tasche.
Die italienischen Journalisten vermochte Domnica am Telefon nicht zu überzeugen. Zu vorbereitet wirkte jede Antwort auf sie. Und: Es gibt Widersprüche. Domnicas Mutter hatte gegenüber dem moldawischen Fernsehen ausgesagt, ihr Sohn habe das Ticket für die Kreuzfahrt gekauft. Es sei ein Geburtstagsgeschenk für Domnica gewesen. Trotz angeblichem Ticket steht Dominica zudem auf keiner Passagier-Liste und war auch auf keine Kabine eingeteilt.
«Es knisterte zwischen den beiden»
Weitere Quellen unterstützen die Vermutung, dass Domnica nicht die Wahrheit sagen könnte: Eine Journalistin des moldawischen Senders Jurnal TV berichtete der «Repubblica», dass Domnica ihr am Montag zunächst erzählt habe, sie sei während des Unglücks beim Kommandanten auf der Brücke gewesen.
Ein rumänischer Fitness-Instruktor der Concordia, den die Medien ausfindig machen konnten, glaubt zudem ebenfalls, dass die beiden ein Paar sind. Er habe sie zwar nie als Paar zusammen gesehen, doch er war überzeugt: «Zwischen dem Kapitän und der Hostess knistert es», erzählte er. Diesen Eindruck hätten auch andere Angestellte gehabt, so der Fitness-Instruktor.
Nur zwei Personen bestehen darauf, zum Zeitpunkt des Schiffsunglücks nicht zusammen gewesen zu sein: Francesco Schettino und Domnica Cemortan selbst. Vielleicht tun sie das wohl wissend, dass dies die letzte Unterstützung des Schiffsführers zunichte machen würde: Die seiner Familie und Freunde in Neapel.
Unglücksfelsen ragte laut Reederei-Chef aus dem Wasser
Der von der «Costa Concordia» gerammte Felsen ist nach Angaben der Reederei vom Schiff aus zu sehen gewesen. Das Hindernis habe aus dem Wasser geragt, sagte der Präsident der Schifffahrtslinie Costa Crociere, Pier Luigi Foschi, in einem Gespräch mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Samstagausgabe). Der Kapitän und der Offizier am Steuer hätten den Felsen dennoch nicht gesehen. Foschi bemängelte zudem, dass die Zeit zwischen dem Unfall und der Evakuierung des Kreuzfahrtschiffes viel zu lang gewesen sei. Die Kommandofolge werde derzeit untersucht.
Nach den Worten von Foschi sind nach der Havarie fast alle deutschen Gäste noch einmal kontaktiert worden, nur mit 15 von ihnen versuche man sich noch in Verbindung zu setzen. (dapd)