Gaddafi ruft zu Dschihad gegen die Schweiz auf

Aktualisiert

Wegen MinarettverbotGaddafi ruft zu Dschihad gegen die Schweiz auf

Die Attacken von Muammar Gaddafi gehen in die nächste Runde. Nun hat der Diktator zum heiligen Krieg (Dschihad) gegen die Schweiz aufgerufen. Die Schweiz sei seit der Annahme der Minarett-Verbots-Initiative «ungläubig» und «abtrünnig». Experten sehen hinter den Aussagen Gaddafis aber keine Bedrohung.

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«Es ist gegen die ungläubige und abtrünnige Schweiz, die die Häuser Allahs zerstört, gegen die der Dschihad mit allen Mitteln ausgerufen werden muss», sagte Gaddafi in der Küstenstadt Bengasi im Osten des Landes vor Tausenden von Zuhörern. Sie feierten dort die Geburt des Propheten Mohammed, wie die Nachrichtenagentur AFP meldet.

Für den libyschen Staatsführer ist «der Dschihad gegen die Schweiz, gegen den Zionismus, gegen die ausländische Aggression [...] kein Terrorismus», heisst es weiter.

Das EDA schweigt

Gaddafi ruft zum weltweiten Boykott gegen die Schweiz auf. Jeder Muslim auf der ganzen Welt, der mit der Schweiz verkehre, sei ein Ungläubiger und sei «gegen den Islam, gegen Mohammed, gegen Gott, gegen den Koran», sagte Gaddafi.

Das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten äussert sich nicht zu den neusten Äusserungen von Revolutionsführer Gaddafi.

Experten sehen keine Bedrohung

Wie Professor Reinhard Schulze vom islamischen Institut der Universität Bern gegenüber 10vor10 sagt, sei von einer Bedrohung durch die Aussagen Gaddafis für die Schweiz nicht auszugehen: «Die Drohungen sind für die Schweiz nicht gefährlich, weil Gaddafi keinen Einfluss hat auf die Muslime.» Dies zeige sich auch in den widersprüchlichen Aussagen des Diktators. «Es ist nicht damit zu rechnen, dass sich in Europa irgendjemand davon angesprochen fühlt.»

Muammar Gaddafi ist auch laut dem Islam-Experten Hasni Abidi aus religiöser Sicht gar nicht berechtigt, zum Heiligen Krieg aufzurufen. Auch er sagt, die Worte des libyschen Machthabers hätten kein Gewicht in der arabischen Welt.

Die Äusserungen habe Gaddafi in einem bilateralen Zusammenhang gemacht, sagte Abidi, der in Genf das Forschungszentrum für arabische Länder leitet, im Hinblick auf die derzeitigen Spannungen zwischen der Schweiz und Libyen.

Er teilt Schulzes Einschätzung, wonach die Schweiz nicht befürchten muss, dass Gaddafis Aufruf von islamistischen Gruppen erhört werde - zumal Libyen auf der Seite der USA Organisationen wie die Al-Kaida bekämpfe und selber einiges zu befürchten habe. (aeg/sda)

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