Iranische Regimegegner«Tschador-Student» im Hungerstreik
Der iranische Studentenführer Majid Tavakoli befindet sich im Hungerstreik. Er war nach seiner Verhaftung im letzten Dezember in Frauenkleidern vorgeführt worden.
Sein Mut wurde ihm zum Verhängnis: Im letzten Dezember attackierte der 24-jährige Majid Tavakoli während einer Kundgebung an der Amir-Kabir-Universität in Teheran die «Diktatur» im Iran. Kurz darauf wurde er verhaftet, und die staatliche Nachrichtenagentur Fars veröffentlichte ein Foto von Tavakoli in Frauenkleidern – ein Versuch, ihn zu demütigen.
Doch der Schuss ging nach hinten los. Hunderte Iraner liessen sich mit Kopftuch ablichten und stellten die Bilder ins Internet. Die «Ich bin Majid»-Kampagne sorgte international für die Furore, der Studentenführer wurde von einer tschechischen Menschenrechtsorganisation ausgezeichnet. Genützt allerdings hat es nichts, im Gegenteil.
Stark geschwächt
Im Januar wurde Majid Tavakoli zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, unter anderem wegen «Propaganda» gegen die iranische Gesellschaft und Beleidigung des obersten Führers und des Präsidenten. Bereits 2006 hatte er eine 15-monatige Gefängnisstrafe verbüsst. Bis April sass er in Einzelhaft im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran.
Mitte Mai wurde er erneut in den Isolationstrakt gebracht, möglicherweise als Folge eines Briefes, in dem er drei hingerichtete politische Gefangene gewürdigt hatte. Aus Protest trat Majid Tavakoli am 23. Mai in den Hungerstreik. Nun soll er stark geschwächt sein, berichtete sein Bruder Ali gegenüber Radio Free Europe/Radio Liberty. Er leide seit seiner Inhaftierung unter Atemproblemen und könne kaum noch sprechen.
Mutter ebenfalls im Hungerstreik
Aus Verzweiflung über die mangelnde Unterstützung für ihren Sohn nimmt auch seine Mutter keine Nahrung mehr zu sich. «Mein Sohn ist ein gewöhnlicher Student, und offenbar ist kein Politiker bereit, sich bei der Staatsanwaltschaft für ihn einzusetzen», sagte sie einer oppositionellen Website. Einzig der Oppositionsführer und letztjährige Präsidentschaftskandidat Mehdi Karrbui besuchte kürzlich die Familie und versicherte ihr seine Solidarität.
Zumindest im Ausland fand der Hilfeschrei einige Resonanz. Aktivisten und Exil-Iraner in Europa, den USA, Kanada und Australien begannen einen Solidaritäts-Hungerstreik. Iraner im Ausland riefen Tavakolis Mutter an und versicherten ihr, man habe ihn nicht vergessen. Eine Gruppe von Studenten an der Amir-Kabir-Universität machte zudem in einer Mitteilung, Revolutionsführer Ali Chamenei persönlich verantwortlich, falls Tavakoli etwas zustosse.