News-Ticker vom MittwochUS-Atombehörde berichtet von «extremer Strahlung»
Der Chef der US-Nuklearbehörde behauptete, Reaktor 4 sei trocken und die Strahlungswerte «extrem erhöht». Japan dementiert und hält die Lage für stabil.
Die Lage am Mittwochmittag
Wegen zu starker radioaktiver Strahlung sind am Mittwoch die Arbeiten zur Kühlung der beschädigten Reaktoren im Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi vorübergehend eingestellt worden. Die Experten mussten abgezogen werden, weil das Gesundheitsrisiko zu gross wurde, wie der japanische Kabinettssekretär Yukio Edano mitteilte.
Später sanken die Strahlenwerte wieder und ein Sprecher des zuständigen Energieunternehmens erklärte, die Experten befänden sich rund 500 Meter von dem Komplex entfernt und bereiteten ihre Rückkehr zu den Reaktoren vor.
Die Behörden der Präfektur Ibaraki, südlich von Fukushima, teilten mit, die Strahlung habe am späten Morgen das 300-fache des Normalen betragen. Der Anstieg der Radioaktivität sei vermutlich auf das Ablassen von Druck und damit von Gasen und radioaktiven Elementen aus dem Reaktor 2 zurückzuführen.
Zuvor hatte der japanische Regierungssprecher Yukio Edano gesagt, von der Strahlung rund um das Kraftwerk gehe keine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit aus. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte, sie habe keine Hinweise darauf, dass sich Radioaktivität aus dem zerstörten AKW in bedeutsamem Ausmass über das Land hinaus ausbreite.
Löscheinsätze abgebrochen
Unterdessen stieg über dem Reaktorblock 3 wieder weisser Rauch auf. Löscheinsätze mit Helikoptern über den Reaktoren 3 und 4 mussten abgebrochen werden, wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete. Die Helikopter hätten Wasser zur Kühlung der Reaktoren der Atomanlage ausschütten sollen. Sie hätten wegen der erhöhten Radioaktivität über der Anlage aber abgedreht.
Die Nachbarländer Japans erwarteten unterdessen keinen sofortigen Anstieg der Radioaktivität. Im Osten Russlands seien bislang keine erhöhten Strahlenwerte gemessen worden, teilte das russische Katastrophenschutzministerium am Dienstag mit. Auch Singapur meldete keine ungewöhnlichen Veränderungen des Strahlungsniveaus.
China ordnete verstärkte Radioaktivitätskontrollen bei Schiffsladungen an, die in chinesischen Häfen eintreffen. Auch in der Schweiz wurde erstmals ein aus Japan kommendes Flugzeug auf Radioaktivität getestet. Die Maschine der Swiss wies aber laut Angaben der Fluggesellschaft keinerlei Verstrahlung auf.
Kaiser spricht Japanern Mut zu
Der japanische Kaiser Akihito sprach den Opfern des verheerenden Erdbebens und des darauf folgenden Tsunamis sein Beileid aus und zeigte sich auch tief besorgt über die Krise in den Atomkraftwerken. Er rief die Japaner in einer im Fernsehen übertragenen Rede auf, nicht aufzugeben. «Wir wissen noch nicht genau die Zahl der Opfer, aber ich bete dafür, dass jeder Einzelne gerettet wird.»
Durch die Naturkatastrophe wurden Tausende Menschen getötet. Die offizielle Zahl der Toten stieg auf 4164, wie der TV-Sender NHK berichtete. Die Zahl der Vermissten geht nach wie vor in die Tausende - sie liege bei mindestens 12 000. Hunderttausende leben seit dem schweren Beben vom vergangenen Freitag in Notunterkünften.
Schweizer Retter kehren zurück
Die Rettungsarbeiten wurden durch heftigen Schneefall und kaltes Wetter im betroffenen Nordosten des Landes erschwert. Das Schweizer Rettungsteam schloss derweil seine Arbeiten ab. Japanische Teams übernehmen die Aufgaben, wie Toni Frisch, Leiter des Katastrophenhilfekorps, gegenüber Radio DRS erklärte.
Das 23 Mitglieder umfassende Schweizer Team, das über 9 Suchhunde verfügte, habe am Mittwoch noch gearbeitet, dann aber die Ortungsarbeiten eingestellt, erklärte Frisch. Die Übergabe der Aufgaben sei mit der UNO, den Japanern sowie den Rettungsteams aus Australien und Neuseeland abgesprochen worden. (sda)
Hotline des BAG
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat eine Experten-Hotline für Fragen zu den Reaktorunfällen in Japan eingerichtet (031 322 97 28). Das Angebot wird ergänzt mit einem Katalog der häufigsten Fragen und Antworten auf der Internetseite des BAG. Sind gesundheitliche Konsequenzen in der Schweiz zu befürchten? Ist es sinnvoll, Jodtabletten einzunehmen? Diese beiden Fragen beschäftigten die Bevölkerung besonders, sagte BAG-Sprecher Daniel Dauwalder auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Auch wollten viele Menschen wissen, ob sie noch japanische Lebensmittel kaufen sollen.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat eine Experten-Hotline für Fragen zu den Reaktorunfällen in Japan eingerichtet (031 322 97 28). Das Angebot wird ergänzt mit einem Katalog der häufigsten Fragen und Antworten auf der Internetseite des BAG. Sind gesundheitliche Konsequenzen in der Schweiz zu befürchten? Ist es sinnvoll, Jodtabletten einzunehmen? Diese beiden Fragen beschäftigten die Bevölkerung besonders, sagte BAG-Sprecher Daniel Dauwalder auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Auch wollten viele Menschen wissen, ob sie noch japanische Lebensmittel kaufen sollen.
Momentan seien keine direkten gesundheitlichen Konsequenzen in der Schweiz zu erwarten, hiess es am Mittwochmorgen auf der Internetseite des BAG. Deshalb gebe es auch keinen Grund, Jodtabletten einzunehmen. Im Notfall werde die Schweiz Jodtabletten an die Bevölkerung verteilen. (SDA)