Ratgeber dank Sabine W. auf Bestsellerliste

Aktualisiert

«Der Soziopath von nebenan»Ratgeber dank Sabine W. auf Bestsellerliste

Sabine W. hat am Montag beim Kachelmann-Prozess für Furore gesorgt: Sie versteckte sich hinter einem Ratgeber über Soziopathen. Ein Auftritt mit Folgen.

von
amc
Sabine W. sei Dank: Der Ratgeber «Der Soziopath von nebenan» feiert ein Comeback auf der Bestsellerliste bei Amazon.

Sabine W. sei Dank: Der Ratgeber «Der Soziopath von nebenan» feiert ein Comeback auf der Bestsellerliste bei Amazon.

Es war ein stummes, aber deutliches Zeichen: Statt wie üblich hinter einer übergrossen Sonnenbrille und ihren Händen versteckte sich das mutmassliche Opfer Sabine W. zum Prozessbeginn am Montag hinter einem Ratgeber mit dem vielsagenden Titel «Der Soziopath von nebenan». Ein Buch über «Die Skrupellosen: ihre Lügen, Taktiken und Tricks», wie der Untertitel verrät. Das Bild von Sabine W. mit dem Buch vor dem Gesicht prangte bereits Stunden später von den Titelseiten der Newsmedien – ein Seitenhieb gegen ihren mutmasslichen Vergewaltiger Jörg Kachelmann.

Ihr Auftritt war aber nicht nur ein gefundenes Fressen für die Fotografen, sondern offenbar auch Inspiration für viele Leserinnen und Leser: Der Ratgeber zur Identifizierung von Soziopathen der Harvard-Professorin Martha Stout schoss in den Bestsellerlisten von Amazon in die Top Ten. In der Kategorie «Ratgeber» schaffte er es innerhalb von 24 Stunden auf Platz 2. In der Kategorie «Psychologie» und «Antroposophie» gar auf Platz 1. Wie viele Exemplare bestellt wurden, wollte Amazon allerdings auf Anfrage von 20 Minuten Online nicht mitteilen.

Sabine W.: «Das ist der Jörg»

«Wer ist der Teufel? Ihr Ex-Mann, der Sie belogen und betrogen hat? Ihr sadistischer Lehrer? [...] Bei dieser Lektüre werden Sie feststellen, dass Ihr Ex ein Soziopath ist», verspricht ein Werbetext im Internet und offenbar hält es, was es verspricht: «Das ist der Jörg», hat Sabine W. gemäss dem «Tages-Anzeiger» gedacht, als sie das Buch gelesen hat. Zumindest soll sie das zwei Gutachtern gesagt haben. Das Buch erhielt Sabine W. von ihrem Therapeuten zur Lektüre, wie der Verteidiger von Jörg Kachelmann am Prozesstag gegenüber «Bild.de» sagte.

Der Ex-Geliebten von Jörg Kachelmann dürfte die Entwicklung auf dem Buchmarkt allerdings egal sein: Die 37-Jährige muss sich am Mittwoch nochmals einem Frage-Marathon stellen. Nachdem sie das Gericht und der Staatsanwalt 16 Stunden lang befragten, sind nun die Verteidigung und die Gutachter am Zug. Wobei allerdings erwartet wird, dass die Befragung am 13. Prozesstag deutlich kürzer ausfällt. Der seit dem 6. September laufende Vergewaltigungs-Prozess weist dennoch schon jetzt zwei Besonderheiten auf: Die aussergewöhnlich lange und intensive Befragung des möglichen Opfers und die Gutachterschlacht.

Sabine W. beschriebt in drei Einvernahmen die mutmassliche Tatnacht, wie folgt: Um 23 Uhr kommt Kachelmann. Er klingelt, sie macht auf, sie küssen sich, aber Sex haben sie keinen. Er ist später dran als erwartet, deshalb essen sie erst mal. Danach konfrontiert sie ihn mit den Tickets: ‚Stimmt das?’, will sie wissen. ‚Hast du mit ihr geschlafen?’ Er leugnet alles: Spricht von gefälschten Tickets, will die Lufthansa anrufen und möchte Zeit – 24 Stunden. Sie aber bleibt hart. Schliesslich gesteht er: Manchmal lege sich bei ihm ein Schalter um, dann nimmt er sich Frauen – für ein paar Wochen, ein paar Monate. Nur bei ihr sei es anders, sie habe er nicht benutzt. Sie will wissen, wie viele es waren. Kachelmann schweigt. Sie sagt, er solle gehen. Er aber bleibt sitzen, starrt sie an, sein Blick verändert sich, in den nur noch Hass, wie Simone W. sagt. Dann kommt es zur Vergewaltigung: Er geht in die Küche, nimmt sich ein Messer, packt sie an denen Haaren, legt ihr das Messer an den Hals und zerrt sie ins Schlafzimmer. Er kniet auf ihre Oberschenkel und dringt in sie ein. Als es vorbei ist, geht er ins Bad und verschwindet anschliessend. Er werde sie töten, lässt er sie wissen, falls sie einer Menschenseele davon erzählt. Gemäss «Focus» hat Sabine W. ausgesagt, sie habe ihre Tage gehabt. Jörg Kachelmann habe ihr den Tampon entfernt und sie dann vergewaltigt. Der Wettermoderator bestreitet diese Version: In seiner einzigen Aussage zur Tatnacht gab Kachelmann an, dass es zu einvernehmlichem Geschlechtsverkehr kam und zu einer «normalen und emotionsarmen» Trennung.

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