KlimawandelEismeer-Passage erstmals befahren
Was über Jahrhunderte undenkbar war, haben zwei deutsche Handelsschiffe zum ersten Mal geschafft: Die «Beluga Fraternity» und die «Beluga Foresight» haben die sogenannte Nordostpassage vor der Küste Sibiriens erfolgreich befahren.
Die Direktverbindung zwischen Asien und Europa ist gut 5400 Kilometer kürzer als die traditionelle Strecke durch den Suezkanal. Möglich wurde die erfolgreiche Fahrt durch den Klimawandel.
Eisbrecher waren nicht nötig
Mittlerweile können im Sommer Schiffe in der Eismeer-Region fahren. Sicherheitshalber hatten russische Eisbrecher die deutschen Frachter begleitet. Das sei allerdings nur vorsichtshalber geschehen - benötigt worden seien sie nicht, sagte die Sprecherin der Bremer Reederei Beluga Shipping.
Bislang immer gescheitert
Versuche, die Nordostpassage - wie jetzt - zwischen den Häfen Wladiwostok und Murmansk mit Frachtschiffen in einer Saison zu bewältigen, wurden in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach unternommen. Sie waren jedoch nach Angaben der Beluga-Reederei ausnahmslos gescheitert.
Am weitesten kam der schwedische Polarforscher Adolf Erik Nordenskiöld. Mit dem 300-Tonnen-Dampfschiff «Vega» startete er 1878 im norwegischen Tromsö. 120 Kilometer vor dem Ziel blockierte Eis die Weiterfahrt. Erst nach einer Überwinterung erreichte Nordenskiöld 1879 den Pazifik.
Erstmals 1940
Erfolgreich war lediglich ein deutsches Kriegsschiff. Der Hilfskreuzer «Komet» schaffte die Passage mit Unterstützung sowjetischer Eisbrecher im Sommer 1940.
Die «Beluga Fraternity» und die «Beluga Foresight» werden von russischen Kapitänen geführt. Sie und ihre jeweils 14 Mann Besatzung mussten vor Antritt der Premierenfahrt knapp vier Wochen in Wladiwostok auf die Transit-Genehmigung und die Erledigung von Zoll- Formalitäten warten. In dieser Zeit überprüften russische Behörden Schiffe, Mannschaften und Ladung.
Handel soll angekurbelt werden
Auch im nächsten Jahr will die deutsche Reederei das relativ eisfreie Zeitfenster von sechs bis acht Wochen für Passagen nutzen. Bis zu sechs Schiffe wolle die Reederei künftig auf der Nordostpassage einsetzen, hiess es.
(sda)