NATO greift Gaddafis Heimatstadt an

Aktualisiert

Krieg in LibyenNATO greift Gaddafis Heimatstadt an

Das Militärbündnis übernimmt das vollständige Kommando des Libyen-Einsatzes. Jetzt flog die NATO offenbar erstmals Luftangriffe auf Gaddafis Geburtsstadt Sirte.

Die Lage am Sonntag:

Die US-Regierung hat Vorwürfe des Regimes in Libyen zurückgewiesen, bei Luftangriffen der internationalen Militärallianz seien Zivilpersonen getötet worden. «Wir tun uns schwer damit, Beweise für zivile Todesopfer vorzulegen, für die wir verantwortlich waren», sagte US-Aussenminister Robert Gates.

Zahlreiche Geheimdienstberichte deuteten vielmehr daraufhin, dass die Regierung Leichen an von der US-Luftwaffe angegriffenen Orten ablege. Gates äusserte sich in einem am Samstag (Ortszeit) vorab aufgezeichneten Interview des Senders CBS, das am Sonntag ausgestrahlt werden sollte.

Damit wolle Gaddafi den Eindruck erwecken, die internationale Militärintervention fordere zivile Opfer. Die Soldaten der Militärallianz gingen bei der Umsetzung der UNO-Resolution zum Schutz der Zivilbevölkerung in Libyen «extrem vorsichtig» vor und hätten «ausserordentliche Arbeit» geleistet, erklärte Gates weiter.

Der UNO-Sicherheitsrat hatte für die Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen gestimmt. Auf dieser Grundlage führt der Westen Militäroperationen zum Schutz der Zivilbevölkerung aus.

Französische Jets zerstören libysche Flugzeuge

Bei ihren Einsätzen am Samstag zerstörten französische Kampfjets mindestens fünf Militärflugzeuge und zwei Kampfhelikopter des Typs Mi-35. Damit hätten die französischen Piloten verhindert, dass die libysche Luftwaffe in die Kämpfe um die Stadt Misrata eingreift, teilte das Verteidigungsministerium in Paris mit.

Laut Angaben von Rebellen bombardierten die Truppen von Gaddafi die Stadt auch am Samstag. «Wie jeden Tag haben Gaddafis Truppen blind die Stadt Misrata bombardiert», sagte ein Rebellensprecher. «Es gab Tote und Verletzte.» Eine Opferzahl nannte er nicht.

Heckenschützen würden weiter die Bevölkerung «terrorisieren», sagte der Sprecher weiter. Gaddafis Truppen hätten zudem gewaltsam die Bewohner aus den am westlichen Eingang der Stadt gelegenen Häusern vertrieben.

Sprecher von Gaddafi fordert Waffenruhe

Die libysche Führung ihrerseits sprach von stundenlangen Luftangriffen der Militärallianz zwischen den Städten Sirte und Adschadbija. «Heute Nacht gehen die Luftangriffe gegen unser Volk mit voller Wucht weiter», sagte Regierungssprecher Mussa Ibrahim am Samstagabend.

Ibrahim forderte erneut eine Waffenruhe und eine Notfallsitzung des UNO-Sicherheitsrates. Gaddafis Truppen hätten bereits vor einigen Tagen ihre Offensive gegen die Rebellen gestoppt, dagegen hätten die alliierten Luftangriffe zugenommen, sagte Ibrahim.

(sda)

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