Gaddafi-Soldat«Unser Kampfgeist ist eingebrochen»
Noch lässt Gaddafi Raketen auf Misrata regnen, doch offenbar laufen ihm die Soldaten davon. Einflussreiche US-Parlamentarier fordern derweil den Tod des Diktators.
Ein gefangener Soldat der libyschen Streitkräfte sagte, die Moral der Regierungstruppen sei schlecht. «Unser Kampfgeist ist zusammengebrochen. Die Einheiten an der Front sind geflohen und haben uns allein gelassen», sagte der 25-Jährige. Den Regierungssoldaten sei gesagt worden, sie kämpften gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida. «Sie haben uns in die Irre geführt», sagte der Gefangene.
Gaddafis Sohn Saif al Islam erklärte hingegen «Millionen Libyer» stünden hinter seinem Vater und der NATO-Einsatz sei zum Scheitern verurteilt. «In der Geschichte hat kein Land mit Spionen, Verrätern und Kollaborateuren einen Sieg errungen», sagte er der amtlichen Nachrichtenagentur JANA. «NATO - ihr seid Verlierer.»
US-Senatoren fordern Angriffe auf Gaddafi-Clan
Nach dem Luftangriff auf den Militärkomplex Bab al Asisija erklärte ein NATO-Sprecher in Brüssel, das Militärbündnis nehme nun vermehrt Kommando- und Kontrolleinrichtungen des Gaddafi-Regimes ins Visier.
In Washington forderten Mitglieder des Streitkräfteausschusses im US-Senat verstärkte Luftangriffe auf den innersten Zirkel des Gaddafi-Regimes. Der libysche Machthaber «muss jeden Tag aufwachen und sich fragen: 'Wird das mein letzter sein?'», sagte Senator Lindsey Graham dem Fernsehsender CNN.
Raketen auf Misrata
In der libyschen Rebellenenklave Misrata sind einem Augenzeugen zufolge am Montag mindestens 30 Menschen durch Angriffe der Regierungssoldaten getötet worden. Wohnviertel würden massiv mit Raketen beschossen, sagte ein Mitarbeiter einer oppositionellen Radiostation dem Fernsehsender Al-Arabija. Rund 60 Menschen seien verletzt worden. Bei dem rund einstündigen Angriff wurden nach Augenzeugenberichten auch zwei Schulen im Stadtteil Abbad zerstört.
Nachdem der stellvertretende Aussenminister Chaled Kaim die fast zweimonatige Belagerung der Rebellenhochburg für beendet erklärt hatte, kam es bereits am Sonntag zu heftigen Gefechten zwischen Aufständischen und libyschen Regierungstruppen. Die Rebellen eroberten das grösste Krankenhaus der Stadt, das bislang den Regierungstruppen als Stützpunkt gedient hatte.
Misrata liegt im Westen des nordafrikanischen Landes, rund 200 Kilometer von der Hauptstadt Tripolis entfernt, und wird seit Wochen von den Soldaten des Machthabers Muammar al-Gaddafi belagert. In den Kämpfen kamen Hunderte Menschen ums Leben.
Bomben auf Gaddafi-Bunker
Mindestens zwei Raketen trafen am Montagmorgen einen Militärkomplex in Tripolis. Das Geräusch der einschlagenden Flugkörper war noch Kilometer von dem Gelände entfernt zu hören. Von einem Gebäude, das Gaddafi nach Angaben von Wachleuten als Bibliothek und Büro nutzte, war nach dem Angriff nur noch ein Haufen aus verbogenem Metall und zerbrochenen Betonplatten übrig. (rub/sda/dapd)